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Kinder beschäftigen: 5 Tipps für lange Tage zu Hause plus Ideensammlung

Dank Lockdown und Winterwetter sind sehr viele Familien viel zu Hause und wir Eltern fragen uns wohl alle, wie wir die Kinder beschäftigen können. Ganz egal ob du nun im Homeoffice viel schaffen musst und für jede Minute, die deine Kinder dir dafür Zeit lassen, dankbar bist, oder ob du einfach nur mal Zeit für dich oder das Baby etc. brauchst - ich habe dank kindergartenfrei viele Jahre Erfahrung darin Kinder zu Hause zu beschäftigen und nebenbei Dinge erledigt zu bekommen und möchte dir gerne fünf Tipps dazu geben sowie eine Ideensammlung mit dir teilen.

Es wäre so einfach, wenn die Kinder einfach nur in ihrem eigenen Spiel versinken könnten so lange wir keine Zeit oder Energie haben, uns intensiv mit ihnen zu beschäftigen. Manche Eltern haben dieses Glück.

 

Doch oft läuft es nicht so: kleine Kinder brauchen besonders oft Zuwendung und wünschen sich Erwachsene, die sich viel mit ihnen beschäftigen (was durchaus Sinn macht, wie sollten sie sonst Sprechen und ähnliches von uns lernen).

 

Etwas ältere Kinder kennen es häufig so zumindest einen Teil des Tages in Betreuung und/oder mit anderen Kindern zu verbringen. Sie sind somit ein ganz anders Niveau von Input jeglicher Art sowie verfügbare Spielkameraden gewöhnt und haben möglicher Weise nicht die passenden Strategien um sich stundenlang allein oder mit ihren Geschwistern zu beschäftigen.

 

Dazu kommen Veränderungen in den gewohnten Abläufen und ähnliches, was die Kinder vielleicht aus ihrem Gleichgewicht und hin zu ihren Bezugspersonen bringt. Und so gibt es viele mögliche Ursachen, warum sich Kinder einfach nicht in Ruhe selbst beschäftigen können.

 

Diese Ursachen zu erkunden kann eine große Hilfe darin sein um gute Ausgangsbedingungen für´s Spielen und selbstständig beschäftigt sein zu schaffen. Wenn die Ausgangsbedingungen stimmen, fehlt vielleicht nur die passende Idee um sich selbst beschäftigen zu können:

 

Mit Spielideen versorgen

Um kreatives Freispiel zu fördern kannst du dir die Spielbedingungen bei dir zu Hause einmal ansehen: gibt es geeignetes und Ideen-schenkendes Spielmaterial, ein wenig Platz zum ungestörten Spielen und viel Inspiration?

 

Kleinere Kinder suchen häufig Inspiration in ihrer Umgebung - deshalb ist es hilfreich Spielmaterial bewusst auszuwählen, eventuell kleine Spielbereiche zu gestalten und Einladungen zum Spielen - also vorbereitete und einladend präsentierte Spielideen zu nutzen. Eine große Hilfe bei der Vorbereitung dieser Einladungen zum Spielen für Babys und Kleinkinder sind sogenannte Schemas, welche ihr "Erkundungsspiel" in verschiedene Kategorien einteilen und uns somit helfen, genau die passende Spielidee anzubieten.

 

Da kleinere Kinder oft am liebsten in der Nähe ihrer Bezugspersonen spielen, ist es sinnvoll, dort wo sich diese aufhalten, Spielmöglichkeiten anzubieten. Viel Platz und Ruhe ist dabei meist nicht nötig.

 

Etwas ältere Kinder spielen häufig (aber nicht immer und vor allem nicht alle Kinder) Rollenspiele, in denen sie Erlebnisse des Alltags nachspielen. Reichlich Inspiration findet sich dafür in einem bunten Alltag - was uns vielleicht gerade an Erlebnissen außerhalb des Hauses fehlt, können wir durch gemeinsame Aktionen innerhalb des Hauses (gemeinsam kochen, putzen, einen Brief schreiben, ...) und durch Bücher, die den Alltag von Kindern zeigen überbrücken. Auch für diese Art der Rollenspiele bieten sich neben der Inspiration durchs gemeinsame Erleben Einladungen zum Spielen an - indem beispielsweise eine kleine Höhle, ein mit Kissen in ein Kuscheltierbett verwandelter Karton oder ähnliches auf die Kinder wartet.

 

Je älter die Kinder werden, desto weiter entwickelt sich auch ihre Spielverhalten. Nach und nach ziehen sie ihre Inspiration nicht mehr aus ihrer direkten Umgebung sondern sie spielen oft ausgedachte und komplexere Dinge. Dafür braucht es oft nicht mehr die direkte Inspiration durch das Material sondern übersichtlich verfügbares Material und ein Ort, an welchem sich damit entfaltet werden kann. Hier bieten sich mit Hinblick auf die Interessen und Vorlieben des Kindes gestaltete Spielbereiche an, in welchen das zur Verfügung stehende Material bei Bedarf verändert werden kann (d.h. nur ein Teil des Spielmaterials ist zugänglich, der Rest wir kurzfristig verstaut und bei Bedarf ausgetauscht). Spielen die Kinder Rollenspiele oder bauen sie kleine Welten auf, so können sogenannte "Loose Parts" (vielfältige Kleinigkeiten, ich erkläre es im verlinkten Artikel) dieses Spiel vertiefen und damit langfristig interessanter machen.

 

Doch auch größeren Kindern geht beim wochenlangen Spiel mal die Inspiration verloren. Auch dann können komplexere Einladungen zum Spielen helfen: beispielsweise eine Einladung zum Nachbauen bekannter Gebäude mit entsprechender Fotos/ eines Buches. Auch Sachbücher, Geschichten und Filme können großartige Inspiration bieten.

 

Für etwa 2- bis 8- Jährige habe ich eine Sammlung von jeweils 4 unterschiedlichen Spielideen für 5 Tage einer Woche zusammengestellt, welche sich Newsletterabonennten hier herunterladen können. Wenn du noch nicht Teil meines Newsletters bist, kannst du dich hier kostenlos dafür anmelden.

Wenn das Kind grundsätzlich zum spielen bereit ist (d.h. mit weitgehend erfüllten Bedürfnissen, dazu mehr gleich) und Inspiration sowie Spielbedingungen passen, wird es vermutlich ins Spiel finden. Doch manchmal passen die Ausgangsbedingungen einfach nicht:

 

Emotionales Aufladen

Alle Menschen haben Bedürfnisse und fühlen sich nicht wohl, wenn Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Da Kinder sich viele ihrer Bedürfnisse nicht selbst erfüllen können, sind sie dafür auf uns angewiesen.

 

Die körperlichen Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken, Schlafen und Sicherheit haben wir Eltern oft gut im Blick (wobei eine kleine Stärkung bei uns schon oft für zufriedeneres Spielen gesorgt hat). Doch die emotionalen Grundbedürfnisse sind genauso wichtig und oft weniger sichtbar. Wir Menschen sind Bindungswesen und ohne diese Bindung zu einer Bezugsperson fühlt sich das Kind nicht sicher - wie sollte es dann zufrieden spielen?

 

Dabei geht es hier natürlich nicht um die grundsätzliche Beziehungsqualität (welche eben keine Momentaufnahme ist und punktuell Auswirkungen hat) sondern darum, wie gut der "emotionale Akku" aufgeladen ist. Hatte das Kind bereits "genügend" Aufmerksamkeit durch seine Bezugsperson, so kann es sich entspannt auf das Spiel einlassen. Hatte es diese nicht, wird es vermutlich darum bemüht sein - was wir häufig als Aufmerksamkeits-suchendes oder sogar "schlechtes" Verhalten deuten. "Mama, ich fühle mich mit dir gerade nicht so verbunden und möchte deshalb xy mit dir machen" wird vermutlich kaum ein Kind aussprechen.

 

Wollen wir dem Kind also die Chance geben sich intensiv auf sein Spiel einzulassen, so sollten wir seine Bedürfnisse im Blick behalten und besser vorher für ausreichend positive Aufmerksamkeit sorgen. Eine gute Hilfe kann da ein Familienrhythmus sein, welcher unsere Aktivitäten in eine hilfreiche und vorhersagbare Reihenfolge bringt (aber nicht einengende Uhrzeiten vorschreibt). Eine hilfreiche Reihenfolge wechselt immer wieder zwischen gemeinsamen und unterschiedlich beschäftigten Phasen, welche länger werden können je größer das Kind ist und je tiefer es im Spiel versinkt. Ich denke viele Familien entwickeln ganz intuitiv solch einen Familienrhythmus, wenn sie längere Zeit ohne vorgegebene Zeiten. Doch können wir uns diesen auch ganz bewusst gestalten, wenn uns dieser in einer speziellen Phase unterstützen soll.

 

 

Sensory Play

Eine andere Art auf Bedürfnisse ein zu gehen aber auch eine wunderbare Fundgrube an lange beschäftigenden Spielideen ist das "Sensory Play". Dieser Begriff beschreibt Spiele für die Sinne - wobei besonders häufig des Fühlen mit den Händen angesprochen wird.

 

Diese Art der Spiele kann unheimlich faszinierend und entspannend sein - jeder Erwachsene, der beispielsweise am Strand gerne Sand durch die Finger rinnen lässt kann dies bestätigen. Es erfüllt für mich schwer zu beschreibende, tiefe Bedürfnisse wenn die Hände mit dem Material interagieren.

 

Ein paar Beispiele hierfür sind Knete und Ton, Spiele mit Reis (wie unser Regenbogenreis) oder ähnlichen Materialien, kinetischer Sand und Wasser bzw. Schaumberge in der Badewanne.

 

Auch andere Sinne können angesprochen werden, wir haben beispielsweise entspannende ätherische Öle in selbstgemachte Knete eingeknetet und genießen die Wirkung dieser Gerüche beim Kneten. Zum riechen können auch Gläschen mit Gewürzen oder Pflanzenteilen und Walderde einladen während verschiedene Lebensmittel, vielleicht sogar mit verbundenen Augen probiert, das Schmecken herausfordern können. Und Musikinstrumente jeglicher Art (auch die umgedrehten Töpfe für das Küchenkonzert) laden zum Geräusche erkunden ein.

 

Für größere Kindern fallen mir beispielsweise Dinge wie das Kneten von Brot- oder Pizzateig aber auch Handarbeiten mit Filz, Wolle oder Stoffen ein. Auch Pflanzen umtopfen oder ähnliches lässt uns mit den Händen arbeiten und dabei die Wirkung des "Sensory Play" genießen.

 

Es gibt so viele solcher Ideen und ich denke wenn wir uns bewusst sind, dass diese Spiele oft eine besondere, ausgleichende Wirkung auf Kinder haben, so können wir sie gerade jetzt bewusst in unseren Alltag integrieren. Wir haben hier fast immer ein geeignetes Material zur Auswahl und es wird oft verwendet. Deshalb habe ich in meiner Spieldieen-Sammlung auch fünf solcher Ideen erklärt.

 

Kreativmaterialien

Sehr viele Spielformen sind sehr kreativ und so fördern wir mit jeder Spielform natürlich die Kreativität unserer Kinder. Doch was oft vergessen wird ist die Beschäftigung mit Kreativmaterialien - malen und basteln, werkeln und gestalten.

 

Ich bin inspiriert von der Reggio-Pädagogik davon überzeugt, dass Kinder sich auch auf diese Weise ausdrücken und Dinge verarbeiten und halte das kreative Gestalten für einen ganz wichtigen Bereich des kreativen Spielens. Außerdem bietet das kreative Gestalten mit seinen unzähligen Varianten eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten.

 

Aus diesem Grund gibt es hier nicht nur Spielbereiche sondern auch Kreativbereiche, nicht nur "Einladungen zum Spielen" sondern auch immer wieder "Einladungen zu kreativen Gestalten" und die Kindern beschäftigen sich oft intensiv mit einer kreativen Mal- oder Bastelaktion.

 

Grundsätzlich braucht es auch hier entweder Inspiration und übersichtlich verfügbares Material (insbesondere für größere Kinder) oder aber inspirierendes Material (für kleinere Kinder) bzw. eine Kombination von attraktiv präsentiertem Material mit der passenden Inspiration.

 

Für größere oder auch im kreativen Gestalten erfahrene Kinder ist ein Kreativbereich eine wunderbare Inspirations- und Materialquelle. Kleinere Kinder sind damit vermutlich überfordert und können sich entweder kaum auf eine Sache einlassen oder verursachen ein großes Durcheinander - in diesem Fall würde ich nur eine sehr kleine Auswahl an Materialien zur ständigen Verfügung bereitstellen und eher mit einzelnen Einladungen zum kreativen Gestalten arbeiten.

 

Wenn du eine Materialsammlung an Kreativmaterialien, Tipps für einen Kreativbereich sowie Beispiele für kreative Einladungen suchst, so habe ich einen kostenlosen Studio-Leitfaden für dich. Und natürlich enthält meine Spielideen-Sammlung auch 5 Einladungen zum kreativen Gestalten.

 

Spielen als Gewohnheit

Und letztendlich ist jede Form von Spielen, ob alleine, mit den Geschwistern oder aber auch mit vielen Spielkameraden, eben auch eine Fähigkeit und eine Gewohnheit. Es lässt sich "trainieren" und bewusst gestalten. Und genau das ist der Schlüssel zu regelmäßig zufrieden spielenden Kindern: wenn Kinder es gewöhnt sind ihre eigenen Kreativität einzusetzen, so finden sie eine Quelle an Spielideen in sich. Dann sind sie nicht auf extreme Angebote, vielfältige Spielkameraden und ähnliches angewiesen. Vielleicht braucht es auch dann gelegentlich neue Inspiration oder auch Abwechslung, doch dafür können wir Eltern genauso wie andere Bezugspersonen, Erzieher und Lehrer sorgen.

 

Die Gewohnheit lässt sich mit regelmäßigen Spielzeiten im Familienrhythmus relativ problemlos gestalten und die Fähigkeit kreativ zu spielen wächst mit der Übung. Viele Experten gehen davon aus, dass jedes Kind kreativ spielen kann, doch manchmal verkümmert diese Fähigkeit und manchmal blüht sie auf. Wenn wir Eltern gute Bedienungen dafür schaffen profitieren wir alle: Die Kinder sind nicht nur meisten zufrieden und im Flow gut beschäftigt, sondern haben auch einen heilsamen Ausdruck für all die Dinge, die sie erleben. Und sie trainieren mit ihrer Kreativität Dinge wie flexibles Denken, Problemlösen und vorausschauendes Handeln. Wir Eltern bekommen gewissermaßen Zeit für anderes geschenkt, wenn unsere Kinder viel spielen, und oft auch zufriedenere Kinder und damit einen entspannteren Familienallag.

 

Für mich sind das alles Gründe gewesen mich intensiv mit dem Thema "Spielen" zu beschäftigen. All die hilfreichen Ideen und Hintergründe und vieles mehr teile ich in meiner neuen Mitgliedschaft "Zauberhafte Kindheit" gerne mit dir. Wenn du zu den Ersten gehören möchtest die ich über die Eröffnung informiere, so setze dich doch hier völlig unverbindlich auf die Warteliste zur Zauberhaften Kindheit.

 

Und damit wünsche ich mir für dich und deine Kinder, dass ihr gut beschäftigt durch diese für viele so schwierige Zeit kommt und dass ihr trotz allem viele schöne gemeinsame Momente findet.

 

Lass uns gemeinsam ein lebenswertes Familienleben für die gesamte Familie gestalten!

Deine

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