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Spielzeugempfehlungen für´s Freispiel

"Mama, mir ist langweilig!" ich vermute die meisten Mütter kennen zur Zeit diesen Satz oder sehen an ihren Kindern unerwünschte Verhaltensweisen, die darauf hindeuten. Wir sind fast alle mit unseren Kindern zuhause, doch viele Kinder sind es eben nicht gewöhnt zuhause länger frei zu spielen. Dabei wäre es gerade jetzt so hilfreich: für die Zufriedenheit und gesunde Entwicklung der Kinder aber auch für die Nerven von uns Eltern.

 

Leider können wir Spielen nicht verordnen. Aber wir können für günstige Spielbedingungen sorgen, welche die Kinder zum Spielen animieren. Ein wichtiger Einflussfaktor ist sinnvoll ausgewähltes Spielzeug bzw. -material - unsere langjährigen Lieblinge möchte ich dir heute vorstellen:

 

 

(Dieser Artikel enthält bewusst keine sogenannten Affiliate-Links, weil ich dich bitten möchte zusätzliches Spielmaterial im lokalen Einzelhandel zu erwerben - viele Einzelhändler ringen gerade um ihre Existenz und liefern oder verschicken sehr gerne vor Ort, solange sie nicht öffnen dürfen.)

 

Letztendlich kann ich in nur einem Artikel nicht sinnvolles Spielzeug für alle Altersklassen und alle Spielarten aufzählen. Deshalb möchte ich mich im Folgenden ungefähr auf mittlere Altersklassen und auf Rollenspiele, Kleine Welt- und Bauecken-Zubehör beschränken.

 

Für jüngere Kinder braucht es oft nicht spezielle Spielmaterialien sondern eher einen Einblick, was "Spiel" in dieser Altersklasse bedeutet und wie man es anregen kann - darüber habe ich in meinem Artikel "Wie Babys und Kleinkinder spielen - Schemas, Entwicklungsbedürfnisse und Einladungen zum Spielen" ausführlich berichtet.

 

Für ältere Kinder habe ich bisher weder eigene Erfahrungen noch Hintergrundwissen, als dass ich da sinnvolle Materialien empfehlen könnte.

 

Und für einen Kreativbereich habe ich nicht nur bereits viel geschrieben sondern auch einen kostenlosen Leitfaden mit vielen Materialempfehlungen und beispielhaften Einladungen zum kreativ sein gestaltet. Dass würde hier auch den Rahmen sprengen.

 

Spielmaterialien für Rollenspiele

Rollenspiele gibt es sowohl im Großen, indem die Kinder selbst in Rollen schlüpfen, als auch im Kleinen, in denen sie sogenannte Kleine Welten aufbauen und in diesen mit Figuren Rollenspiele spielen. In diesem ersten Teil soll es um Materialien für die "große Version" gehen:

 

Grundsätzlich profitieren Rollenspiele von der Inspiration der Kinder. Das heißt vor allen Materialien-Empfehlungen möchte ich inspirierende Bücher und ein Teilhaben-lassen am Alltag (insbesondere für kleine Kinder) empfehlen. Gerade kleinere Kinder spielen all das nach, was sie aus ihrem eigenen Alltag kennen: kochen und putzen, Kinder und eventuell Tiere versorgen, Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen, ... Je größer die Kinder werden, desto stärker werden auch Inhalte aus Gesprächen, Büchern und Medien im Spiel eingebaut. Auch Fantasiewelten können nach und nach als Handlungsorte hinzukommen.

 

Eine Basisausrüstung für kleine Rollenspieler könnte beispielsweise enthalten:

  • Behältnisse wie Schüsseln und Töpfe (meist völlig egal ob unzerbrechliches Original oder extra für´s Kinderspiel)
  • Koch- oder Esslöffel, Kellen oder Mehlschaufeln
  • Basismaterial für´s Kochen/ Verkaufen (Holzlebensmittel oder einfach Kastanien etc.)
  • Spieltücher in mehreren Größen (von Taschentuch- bis Deckengröße) und Farben
  • Schnüre/ Bänder wie Filzschnüre, Bänder aus der Strickliesel und ähnliches (Achtung: Bänder können ein Sicherheitsrisiko darstellen, d.h. der Umgang damit muss sollte eventuell im Beisein von Erwachsenen stattfinden - du kennst dein Kind am Besten)
  • Kissen in verschiedenen Größen
  • Holzkisten, Pappkartons und/ oder Körbe
  • ein Püppchen und ein Kuscheltier
  • Einkaufsbeutel und Umhängetasche

Für ergänzendes Spielmaterial kann dann abhängig von den Interessen und Vorlieben der Kinder sein:

  • Kostüme zu den Lieblingsthemen (Basisverkleidungen können auch mithilfe der Schnüre aus Spieltüchern gewickelt werden)
  • eine Kiste Bausteine verschiedener Größen, die im Kaufladen verkauft, in der Küche gekocht oder auch für spezielle Spielgegenstände verwendet werden können
  • Spezialteile wie Spielgeld, ein Kasse, ein (altes) Telefon, ein Arztkoffer mit Verbandsmaterial, ... wenn sie zu den Interessen passen und das Spiel weiter tragen können
  • für etwas ältere Kinder bieten sich alle möglichen Zubehörteile für größere und komplexere "Bauwerke" wie Höhlen und für´s Spiel passende Zimmergestaltung an: mobile Kleinmöbel und Matratzen sowie Decken und Klammern

Weitere Ideen zum Thema Rollenspiel sowie geeignete Einladungen zum Spielen findest du in meinem Artikel "Inspiration für Rollenspiele: warum eigentlich plus Einladungsideen".

 

Bewohner für Kleine Welt Spiele

Kleine Welt Spiele sind gewissermaßen eine Mischung aus Bauen und Rollenspiel: kleine Welten können gewissermaßen abwechselnd bebaut und bespielt werden.

 

Um diese Welten aufzubauen braucht es 2 bis 3 Zutaten: Bewohner, Basisbaumaterial und idealer Weise "Loose Parts". Alle drei möchte ich dir natürlich vorstellen, beginnen wir mit den Bewohnern. Als Bewohner eignen sich alle möglichen Dinge, wie beispielsweise:

  • Holzfiguren aus Brettspielen
  • Plastikfiguren und -tiere
  • Autos, Züge und verschiedene andere Fahrzeuge
  • Puppenhauspüppchen
  • kleine Kuscheltiere oder Püppchen
  • Sylvanian Families
  • kleine Figuren, beispielsweise Lego (Duplo) oder Playmobil
  • selbstgemachte Biegepüppchen

Es braucht nicht alle möglichen Bewohner-Kategorien, sondern es reichen im Prinzip 2 bis 3 (für die Abwechslung und eventuell Rotation von Spielzeug). Allerdings ist es gut, wenn für verschiedene Spiel-Ideen und Interessen auch möglichst passende Bewohner zur Verfügung stehen: wer gerade mir Fahrzeugen spielen möchte, wird vermutlich mit Püppchen oder Tieren nicht so viel anfangen können.

 

Natürlich können auch Holzstückchen, Tannenzapfen und Co "Bewohner" darstellen. Für abwechslungsreiches, vielfältiges Spiel und verschiedenste "Einladungen zum Spielen" (Beispiele dazu findest du in meiner kostenlosen Freispiel-Challenge), hilft es meiner Meinung nach jedoch ungemein, ein wenig Abwechslung als auch stärker zum Spiel animierende Bewohner zu haben. Ich bin mir bewusst, dass es natürlich gewissermaßen leichter ist ein Püppchen als einen Stock als Menschen zu benutzen (und dafür eine Einladung zu gestalten) - was einige als ein Verkümmern der Fantasie beschreiben. Ich finde jedoch, es gibt nicht nur die eine Comic-Figur und ähnliches, deren Charakter somit fremdbestimmt vorgegeben ist auf der einen und völlige "Freiheit" eines Holzklotzes, in welches alles hinein gedacht werden kann, auf der anderen Seite. Jeder darf wählen, was er für seine Kinder und auch den aktuellen Entwicklungsschritt passend empfindet.

 

Spielmaterial für die Bauecke

Ich habe vor 3 Jahren einen Artikel über unsere 18 Lieblingsmaterialien für die Bauecke geschrieben. Seitdem wurden hier unzählige Bauwerke errichtet und bespielt und wir mögen die dort beschriebenen Materialien noch immer, mit Ausnahme der Fliesenstückchen - meine Kinder haben diese geliebt, aber es sind leider kleinste Glasecken abgesplittert. Deswegen kann ich diese ausdrücklich nicht mehr empfehlen.

 

Als langjährige Lieblingsmaterialien haben sich folgende erwiesen:

  • unsere Magnetbausteine ("Playmags" bzw. "Magna Tiles") - es ist unglaublich, wie sie auch noch nach Jahren am meisten verwendet werden und auch sehr viele Gastkinder verschiedenster Altersstufen faszinieren
  • GRIMS Regenbogen
  • Kappla-Bausteine, die wegen ihrer genormten Form auch komplexere Bauwerke erlauben
  • etwas größere Holzbausteine wie unsere selbstgemachten großen Bausteine
  • kleinere Basisbausteine
  • "Way to Play" Straßen
  • Schienen für die Holzeisenbahn
  • selbstverständlich die bekannten Plastiksteine zum Zusammenstecken

 

Loose Parts

„Loose Parts“ sind meist kleinteilige, natürliche oder künstliche Materialien, welche durch die Kinder bewegt, kombiniert und ohne festen Verwendungszweck im Spiel variabel und kreativ eingesetzt werden können. Häufig fesseln und bezaubern sie die Kinder, sind einfach unheimlich attraktiv.

 

Das klingt vielleicht ein wenig kompliziert, ist es jedoch nicht. „Loose Parts“ sind beispielsweise (Edel-)Steine, Kastanien, Tannenzapfen aber auch Knöpfe, Perlen, Muggelsteine, Schrauben, Schnüre und viele mehr. Diese Materialien bereichern die kreativen Spielideen der Kinder ohne jedoch das Spiel zu steuern oder zu dominieren. Jegliches Denken, Kreieren und Gestalten bleibt beim Kind und wird sanft gefördert.

 

So habe ich diese wunderbaren Spielmaterialien oder auch Ergänzungen zu den Spielmaterialien in meinem Artikel "Loose Parts" - Zaubermittel für kreatives Spielen beschrieben. Mittlerweile haben wir eine große Sammlung dieser kleinen Teilchen und es wird häufig ein ziemliches Chaos, wenn damit gespielt wird. Dann räume ich sie weg und beschließe, dass es auch für eine Weile ohne gehen kann. Und dann brauchen die Tiere im gebauten Wald etwas zu Essen. Dann brauchen die Autos Ladung zum umher fahren. Dann will ein Feenpalast geschmückt werden. Dann wird im Rollenspiel Spielgeld und ein Piratenschatz gebraucht. Und so wandern diese ganzen wunderbaren kleinen Teilchen immer relativ schnell Stück für Stück zurück in unsere Spielbereiche :-)

 

Es ist tatsächlich so, dass diese Dinge das kreative Spielen unheimlich befeuern können, weil sie es interessanter und langlebiger machen. Und offensichtlich spielt es kaum eine Rolle, was für kleine Teilchen zu Verfügung stehen - hauptsache ein paar verschiedene Kleinigkeiten - probier es einfach aus.

 

 

Ich hoffen, dir mit diesem Artikel ein paar Inspirationen für sinnvolle Spielzeuge und -materialien geben können. Es ist keine Checkliste im Sinne von "dein Kind/ deine Kinder brauchen alles um kreativ spielen zu können".  Vielmehr möchte ich dich anregen genau hinzuschauen, ob das Spielzeug-Angebot in deinem Zuhause zu den Bedürfnissen deines Kindes/deiner Kinder passt:

Können aktuelle Interessen in´s Spiel einbezogen werden?

Besteht ein wenig Variabilität und Abwechslung aber keine Überforderung?

Kann sich das Spiel in verschiedene Richtungen weiter entwickeln?

 

Wenn du einen Bedarf feststellst oder aber in dieser besonderen Situation ein wenig mehr Spielmöglichkeiten als gewohnt anbieten möchtest, dann lass dich inspirieren. Generell ist Spielzeug keine Garantie für zufriedenes Freispiel, auch neues Spielzeug hat häufig nur kurz diesen besonderen Reiz. Aber wenn ein spielbereites Kind auf passende Spielmaterialien in spielförderlicher Umgebung trifft, dann bekommen wir alle das, was wir gerade brauchen: die Kinder zufriedene Spielphasen und wir Eltern Zeiten für anderes.

Lass uns gemeinsam ein lebenswertes Familienleben für alle gestalten!

 

Deine

 

PS: Ist das Lieblingsspielzeug deiner Kinder nicht dabei? Schreibe es mir gerne in einen Kommentar, damit ich ergänzen kann.

 


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