Meine Leidenschaft als Inspiration – Erste Schritte beim Nähen

Ich nähe furchtbar gerne! Meine Nähmaschinen, meine Stoffe und mein Nähzubehör sind mir unheimlich wichtig, auch wenn ich mir viel zu wenig Zeit dafür nehme. Aber ich habe begonnen, die Kinder daran teilhaben zu lassen: wir haben uns gemeinsam im Stoffladen inspirieren lassen und jeder durfte sich einen Stoff für eine persönliche Kuscheldecke aussuchen. Auch die Knöpfe haben sie dort interessiert und ich habe wiederholt versprochen, dass ich mit ihnen einige kaufen kann, sobald sie das Annähen beherrschen. Und beim Nähen sehen sie mich natürlich auch immer wieder einmal. Trotzdem waren ihre ersten Nähversuche nicht gerade zufriedenstellend:

Wir hatten letztes Jahr schon einmal damit begonnen, aber drei ungeduldigen Räuberkindern gleichzeitig das Nähen bei zu bringen war schwieriger als erwartet. Wir hatten dann schnell wieder aufgegeben, weil ich die Prinzessin an der zickigen Nähmaschine mit den kleinen Räubern im Hintergrund nicht gut unterstützen konnte. Und weil das Nähen per Hand an einem vermutlich zu komplexen Übungsprojekt für die wilden Räuber eine nervige Geduldsprobe war. So machte es niemandem Spaß. Doch vor ein paar Tagen haben wir dann völlig ungeplant einen weiteren Versuch gestartet:

Ich hatte die Knopfdose herausgenommen um Material zum Zählen und Rechnen (eine große Leidenschaft der Räuber) zu haben. Und plötzlich wollten sie diese annähen. Also los: Ich habe günstigen Stoff auf Stickrahmen aufgespannt, weil ich dachte Nadel und Knopf sind Herausforderung genug. Wäre wohl nicht nötig gewesen, denn sie haben es wunderbar hinbekommen. Kaum Herausforderung für diese Räuberkinder!

Mein kleinerer Räuber hatte dann genug und war einfach zufrieden. Der größere Räuber wollte mehr: er wollte unbedingt mit meiner Nähmaschine nähen. Da mein Maschinchen etwas zickig ist und die Prinzessin deswegen immer schnell die Lust verliert, habe ich es meinem perfektionistischen und schnell frustrierten Räuber nicht wirklich zugetraut. Genaugenommen wollte ich mir das Begleiten seiner mit Sicherheit auftauchenden Frustration ersparen – ich habe gewissermaßen auf den entspannten Mama-Sohn-Tag gewartet, der aber nie kommen wollte. Also genug gewartet und nun einfach mal ausprobiert:

Und er nähte und kämpfte, nähte und kämpfte. Er war so fest entschlossen, dass ihn die zickige Nähmaschine zwar frustriert hat, aber nicht von seinem Plan abbringen konnte. Ständig verknotete sich sein Faden oder rutschte irgendwie aus der Nadel, ständig musste er mich um Hilfe bitten (was er nicht gerne macht). Aber er hat sich zwei Stunden lang konzentriert durchgebissen. Und am Ende hatte er ein kleines Geschenk für mich und war wahnsinnig stolz.

Einen Tag später dann hatte ich einen kleinen Nähauftrag und hab beim Nähen die Maschine einmal neu eingestellt, damit es nicht mehr so viel Zickerei gab. Außerdem habe ich meinen Räubern dann noch Halloween-Beutel genäht. Er war in meiner Nähe beschäftigt und hat immer wieder einmal zugeschaut, wie es bei mir läuft. Natürlich hat er auch registriert, dass die Maschine besser lief. Und er hat genau beobachtet, wie ich die Beutel zusammengenäht habe.

Am nächsten Tag wollte er dann gleich morgens wieder an die Maschine. Alles funktionierte ohne Zicken und er war schwer beschäftigt. Sein erster Beutel hat noch nicht ganz so gut funktioniert, weil er erst einen Stoffbeutel genäht und diesen dann mit einem weiteren Stoff dekoriert hat – damit hat er den Innenbereich von außen wieder zugenäht. Ich habe ihm dann ganz nebenbei erklärt, dass die Dekoration immer vor dem Zusammennähen aufgenäht werden muss. Und so hat er sich nach unserem Waldspaziergang gleich wieder an die Nähmaschine gesetzt: zur Sicherheit diesmal eine Tasche ohne Dekoration. Dafür hat er einen Klebe-Klettverschluss von den Bastelsachen als Verschluss festgenäht. Und diesmal ist seine Tasche funktionstüchtig – Räuberkind stolz und glücklich.

(Und ja, ich weiß wie man Taschen so näht, dass die Näht innen sind. Ich sehe aber überhaupt nicht ein, warum meine Art die einzig richtige sein soll. Je besser er nähen lernt, desto größer wird sein Perfektionsanspruch werden und desto leichter werden ihm auch diese etwas komplizierteren Konzepte fallen. Aktuell freut mich sein begeistertes Ausprobieren viel zu sehr, als dass ich irgendwie daran herum belehren möchte.)

Aktuell habe ich von ihm den Auftrag bekommen, mehr Stoffe zur freien Verwendung heraus zu suchen :-) Ich habe eine Obstkiste genommen und schon einmal mit Knöpfen, Nähgarn, Nadeln, ein paar Stoffresten, Schere und Stoffmalstiften gefüllt – weitere Stoffe werde ich noch raussuchen. Und dann werde ich gespannt beobachten, was er damit für Ideen hat. Wenn ihm die Projekte ausgehen, möchte ich mit einem Kindernähbuch oder aber mit eigenen Nähprojekten vor seinen Augen für weitere Inspiration sorgen. Solch ein spannender Anfang. Und so eine schöne Erfahrung, wie meine Leidenschaft für´s Nähen einfach Inspiration genug ist, ohne dass ich viel Erklären oder Anregen muss. Einfach nur ermöglichen und für Fragen da sein. Ich freue mich auf weitere gemütliche Nähstunden.

Fragst du dich, warum mich das so wichtig ist? Zum einen geht es mir um selbstständiges Spielen und kreativ sein ist für mich eine Ausprägung von Spielen. Zum anderen sind wir immer auf der Suche nach gemeinsamen Aktivitäten, an denen wirklich alle Beteiligten Spaß haben anstatt dass einer nur dem anderen zuliebe mitmacht. Nähen bietet für beides Möglichkeiten und erweitert somit unsere Möglichkeiten für dieses Winterhalbjahr.

Konnte ich dich inspirieren? Wird bei dir auch genäht oder möchtest du es einmal ausprobieren?

Viel Spaß dabei!