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Was tun mit der Kinderkunst

Eine der häufigsten Fragen zum Thema Kinder und Kunst ist die bange Frage, was mit den vielen Werken der Kinder passieren soll. Bei uns kommen wöchentlich unzählige fertige Werke dazu – wir ertrinken geradezu darin. Was tun???

Nachdem ich nun länger herumprobiert und über verschiedene Varianten im Umgang mit dieser Kunstflut gelesen habe, funktioniert hier nun endlich ein System sehr gut und ich gebe es sehr gerne an dich weiter. Ich gehe in mehreren Schritten vor:

  • Kinderkunst wertschätzen

  • Erste Auswahl beim Präsentieren

  • Sortieren: Ablage vs. Papierkorb

  • Verwendung als Geschenk/ zum Weiterbasteln oder in die Sammlung

Das klingt jetzt vielleicht kompliziert, ist es jedoch eigentlich nicht und diese Schritte werden schnell zur Gewohnheit. Nur für das gelegentliche Sortieren benötigst du etwas Disziplin, aber dafür ist es eine zufrieden-stellendere Lösung als alles aufheben und irgendwann genervt alles wegschmeißen.

Kinderkunst würdigen ohne zu Loben

Warum nicht Loben? Laut A. Kohn und weiteren Autoren untergräbt Lob die intrinsische (= innere) Motivation der gelobten Person. Das bedeutet, dass jedes Lob für ein Kunstwerk den inneren Antrieb kreativ tätig zu sein verringert und sich der Fokus von der Freude und inneren Befriedigung am kreativen Schaffen auf ein lobenswertes, repräsentatives Ergebnis verlagert. Bleibt das Lob aus, macht Kreativität irgendwann keinen Sinn mehr, weil der innere Anreiz verloren gegangen ist. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Bewerten und Vergleichen von Kunstwerken. Über diesen sehr interessanten Aspekt kannst du mehr bei … nachlesen.

 

Doch wie kann Kinderkunst nun ohne ausdrückliches Loben gewürdigt werden? Auch wenn wir nicht Loben oder Bewerten wollen, können wir die geleistete „Arbeit“ des Kindes anerkennen und würdigen. Oft geht es hier um Aufmerksamkeit: kommt das Kind beispielsweise nach einem Schaffensprozess zu uns um uns sein Werk zu präsentieren, so geht es dem Kind um Aufmerksamkeit: um das Gesehen werden und damit die Verbindung zum Erwachsenen wieder aufzunehmen, die während der konzentrierten Arbeitsphase nicht gefühlt wurde. Dem kann ich als Erwachsene beispielsweise damit begegnen, dass ich das Bild konzentriert betrachte und eine offene Frage stelle: „Das ist ja spannend, dass die Sonne unterschiedlich lange Strahlen hat. Warum hast du sie so gezeichnet?“ Auch eine Veränderung zu vorigen Bildern kann ich erwähnen: „Oh, ich kann auf diesem Bild sehen, wieviel Mühe du dir gegeben hast die Augen besser hinzubekommen.“ Was ich auch sage, ich versuche nicht zu loben oder zu bewerten.

Kinderkunst präsentieren

Der nächste Schritt ist bei uns eine Präsentation der Werke. Im Flur haben wir einen regelrechten Ausstellungsbereich für umfangreiche Sammlung und Reihen von Kinderkunst, welchen wir gelegentlich umgestalten. Doch auch im Wohnzimmer, um unseren Studio-Bereich herum, steht ein wenig Wandfläche zur Verfügung. Diese reicht für ein bis zwei Bilder pro Kind, was ich großartig finde: Wir können nicht alles aufhängen sondern müssen eine Auswahl treffen. Dafür bekommen diese Werke dann aber auch besondere Aufmerksamkeit. Aktuell hänge ich die Bilder mit Klebeband bzw. Klebepunkten unkompliziert auf und betone das besondere Werk gerne noch mit einem „Bilderrahmen“ aus buntem Klebeband (Washi-Tape). Für die Zukunft schwebt mir ein großer Bilderrahmen pro Kind vor, welcher jedoch unkompliziert zu bestücken und verändern sein muss. Eine schöne Möglichkeit dafür ist es, die Bilderrahmen auf eine Liste zu stellen anstatt an der Wand zu befestigen. Oder aber den Bereich im Rahmen als Pinnwand zu konzipieren oder große Klammern dort zu befestigen. Wenn wir soweit sind, zeige ich dir natürlich das Ergebnis.

 

Viel wichtiger als die eigentliche Ausführung finde ich an dieser Stelle den Effekt: Wir können nicht alles präsentieren und so muss sorgsam ausgewählt werden. Das gibt uns die Gelegenheit ganz selbstverständlich eine gewisse Auswahl zusammen mit den Kindern zu treffen. Ist das nun eine Skizze (Papierkorb?), ein Bild in Arbeit (sichtbarer Aufbewahrungskorb?) oder ein fertiges Werk, welches das Kind als gelungen empfindet? Sollen wir mehrere ähnliche Bilder einer Reihe in der Flurausstellung aufhängen (und dafür das Bestehende abnehmen) oder lieber nur das Schönste im Wohnzimmer? Oder haben wir eine andere tolle Idee für dieses Bild: vielleicht ein Geschenk oder zum Basteln weiterverwenden? Natürlich ist dieses Vorgehen aufwendig und wir ziehen es nicht konsequent durch. Immer wieder dürfen auch einfach Bilder im Ablagekorb für fertiger Werke verschwinden. Dorthin gelangen auch die zuvor präsentierten Werke. Doch ich habe das Gefühl, dass unser Vorgehen einen Nachdenkprozess in Gang setzt, der zum Teil auch schon unabhängig von mir verwendet wird. So gelangen Skizzen mittlerweile schon manchmal „von alleine“ in den Papierkorb oder Bilder werden direkt verschenkt. Und genau diese unkomplizierte, selbstständige Entscheiden finde ich großartig.

Die Herausforderung Ablagekorb: Sammlung vs. Papierkorb

Egal ob Aufgehängt oder nicht, viele Werke landen bei uns im Ablagekorb für fertige Bilder. Dieser Korb erspart mir überall herumliegende Werke meiner kreativen Räuber. Zuerst sollte es pro Kind einen dieser Körbe geben, doch ich kann ihre Werke gut auseinander halten, wenn ich sie sortiere. Also sparen wir Platz und haben nur einen solchen Korb für alle.

 

Ich versuche diesen Korb so etwa einmal im Monat komplett zu leeren, schaffe es aber nicht systematisch. Netter Weise erinnert mich ein überlaufender Korb aber zuverlässig an diese Aufgabe. Jedenfalls sortiere ich nach Meisterwerk bzw. Erkennbarer Meilenstein (z.B. der erste Mensch, das erste Bild mit Geschichte, ...) – andere Verwendungsidee – Papierkorb. Die Prinzessin kann da schon sehr gut mitmachen. Die Räuber dagegen tun sich noch schwer damit, ihre eigenen Bilder kritisch zu betrachten und in den Papierkorb zu entsorgen. Also mache ich es uns allen meist einfacher und sortiere schnell alleine vor. Manchmal hebe ich ein paar Bilder zum Nachfragen beim jeweiligen Kind auf (für den Lerneffekt und die sinnvolle Kinderbeteiligung). Manchmal will ich aber auch einfach schnell fertig werden – die nächste Chance kommt ja ganz zuverlässig.

Kunst weiterverwenden

Die sicherlich einfachste Möglichkeit Kunstwerke zu verwenden ist als Geschenk. Wer es schafft regelmäßig Briefe zu schreiben, könnte die Kunstwerke beilegen oder weniger wertvolle sogar als Briefpapier verwenden. Schön gerahmt stellen sie nochmal ein hochwertiges Geschenk dar. Wir haben beispielsweise einmal Kinderkunst in einem von den Kindern gestalteten Rahmen (ich sag nur Glitzerfarbe) mit Kinderfotos ergänzt dem Papa/ großen Lieblingsmenschen geschenkt. War nicht ganz sein Stil aber ein schönes Geschenk worauf die Räuberkinder sehr stolz waren.

 

Eine weitere Möglichkeit ist es, die Kunst weiter zu verwenden: Meine Räuber basteln beispielsweise leidenschaftlich gerne ihre eigenen Bücher und Hefte. Dafür verwenden sie gerne eigene Bilder als Deckblätter und zum Teil auch Innenseiten. So lassen sich sicherlich auch schöne Notizbücher als Geschenk herstellen.

 

Wir haben auch schon einmal Mappen gebastelt: zwei Papprückseiten von Zeichenblöcken mit Klebeband verbinden und dann die Außenseiten mit schönen Kinderbildern dekorieren. Zur besseren Haltbarkeit habe ich diese Mappen dann noch in Buchschutzfolie (LINK) eingeschlagen.

 

Wenn auf Bildern nur einige Ausschnitte besonders gelungen sind oder kleinere Kinder einfach bunte Farben ausprobiert haben, lassen sich diese Werke auch gut ausschneiden und für Collagen nutzen. Diese Idee kommt vielleicht nicht von alleine, aber du kannst es deinen Kindern ja einmal an einem deiner eigenen Bilder demonstrieren. Erst einmal auf solche Ideen gebracht, kommen weitere oft von ganz alleine. Ein wunderbares Familienprojekt in diese Richtung stellt The Art Pantry mit ihrem vorweihnachtlichen „Layered Canvas – Family Projekt“ vor.

Die letzte Ruhestätte - Was passiert nach dem Aussortieren?

Der Haufen Kinderkunst, der zum Aufbewahren vorgesehen ist, darf nun gerne sehr überschaubar sein. Ich beschrifte als Erstes mit Namen und Monat/Jahr sowie gerne auch mit weiteren Details: gibt es dazu eine Geschichte oder ist es das erste seiner Art von diesem Kind? Manchmal lass ich auch die Kinder erzählen und schreibe mit, dann allerdings oft direkt nach dem Malen.

 

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: digital als Foto verarbeiten oder das Bild aufheben. Wenn du ein Foto machst, kannst du das reale Bild wahlweise auch entsorgen oder verschenken, weiter zum basteln verwenden oder trotzdem noch aufheben. Allerdings geht der schöne Effekt vom späteren gemeinsamen Anschauen verloren, wenn diese Fotos irgendwo ungenutzt auf Rechner oder Handy liegen. Ich habe dafür den Tipp ein jährliches Fotobuch pro Kind mit Kinderbildern zu erstellen gelesen bei Avital (Parenting Junkie) gelesen und könnte mir ebenso einen Fotokalender oder ähnliches Vorstellen. Es gibt auch wunderbare Fotogeschenke, die man unkompliziert online in Auftrag geben kann.

 

Wir behalten jedoch einfach die auf der Rückseite beschrifteten Bilder. Bisher lagern sie einfach in einem Erinnerungskarton - sie sind ja zum Glück mit Namen und Jahr beschriftet. Ich könnte mir vorstellen, sie nicht einfach in Mappen zu packen sondern daraus mal richtige Bücher zu machen. Eine einfache Möglichkeit wäre es, die mit etwas Abstand immernoch schönsten Bilder in ein großes Skizzenbuch* zu kleben. Doch vielleicht finde ich dafür auch noch eine andere Variante.

Mein Fazit

Soweit ich weiß gibt es von mir selber keine Sammlung, nur ein paar Einzelstücke. Und ich finde es als interessierte Erwachsene auch nicht schlimm. Von daher bin ich im Sinne eines überschaubaren Haushalts dafür, bloß nicht alles aufzuheben. Daran wird später vermutlich niemand Freude haben. An ein paar sorgsam ausgewählten, mit Datum und Hintergründen beschrifteten Werken aber sicherlich. Deshalb ist genau dies mein Ziel.

 

Verlinkt beim Creadienstag

Was tun mit der Kinerkunst?
Wenn Kinder kreativ sind wird der Berg an Kinderkunst schnell größer - doch was kann man damit bloß anstellen?

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