Kleine Leseratten und Bücherwürmer? - Wie Kinder Bücher lieben lernen

Bücher sind Teil unseres Lebens: gemütliche Tage beginnen mit Vorlesen und gemeinsamen Bücheranschauen im Bett, machen immer wieder einen Zwischenstopp neben einem der vielen Bücherregale und -stapel im Haus, führen uns in der Stadt oft in Buchläden oder die Bibliothek und enden abends mit mindestens einem Vorlesewunsch pro Kind im großen Bett. Nebenbei blättern wir oft in Kochbüchern, diversen Zeitschriften und Unmengen von Sachbüchern um die 1001 täglichen Kinderfragen zu beantworten. Ja, ich denke meine 3 Räuber lieben Bücher und gemütliche Vorlesestunden genauso wie ich - was für ein Glück. Wie es dazu gekommen ist?

 

Ich könnte jetzt schreiben, dass der Schlüssel im Baby/Kleinkindalter liegt: Setzt dich einfach immer wieder mit deinem Kind hin und schau ein Buch an, dann läuft der Rest von alleine. Doch so einfach ist die Sache meiner Meinung nach nicht. Außerdem habe ich hier auch einen Buchliebhaber, der als Baby nicht so intensiv mit mir Bücher anschauen durfte, wie seine Geschwister. Trotzdem oder gerade deswegen liebt er Bücher.

 

Warum ich Bücher für Kinder eigentlich so wertvoll finde?

Die Beschäftigung mit Büchern bietet viele Vorteile:

  • Entspannung und ein Ruhepol im Alltag
  • Ruhige Beschäftigung der Kinder (= Pause für die Eltern)
  • Abtauchen in fremde Welten belebt die Phantasie
  • Identifikation mit fiktiven Figuren ermöglicht das Besprechen von schwierigen Situationen
  • Lesen über unsere Welt befriedigt die Neugier und schafft neuen Wissensdurst
  • Gemeinsames Lesen als Familienmoment im Alltag
  • Vorlesen fördert die Sprachentwicklung
  • Vorbereitung auf die Schule, wo Lesen lernen und Informationen aus Texten aufnehmen einen großen Stellenwert einnehmen
  • ...

Und mein Hauptgrund ist ganz einfach: ich liebe Bücher. Sie sind Teil meines Lebens und begleiten mich jeden Tag. Ich entspanne mich beim Lesen, lerne Neues und genieße die Kuschelzeit beim Vorlesen von Kinderbüchern. Es macht mich glücklich, wenn ich meinen Kindern diese Bücherliebe weitergeben kann. Doch wie?

 

Wie unsere Kinder Bücher lieben gelernt haben?

Meine 3 Räuber sind auf unterschiedliche Weise in die Welt der Bücher eingetaucht und sie nutzen Bücher bis heute unterschiedlich. Gleichzeitig hat sich auch mein Umgang mit Kinderbüchern und meinen eigenen Büchern verändert. Wichtig empfinde ich folgende Punkte:

 

  • Bei Babys beginnen (chronologisch der erste aber deshalb nicht der wichtigste Punkt)
  • Unser (alltäglicher) Umgang mit Büchern
  • Bücher auswählen

 

Bei Babys beginnen

Dieser Punkt erklärt sich eigentlich schon von selbst. Merkwürdiger Weise neigen wir oft dazu, Babys wenig zuzutrauen. Selbstständiges Erkunden und konzentriertes Beobachten sind Lieblingsbeschäftigungen vieler Babys und so bieten sich Bücher eigentlich an.

 

Da Babys scheinbar darauf gepolt sind Gesichter zu erkennen, waren unsere ersten Bücher jeweils Tierkinder mit deutlichen Gesichtern. Außerdem habe ich darauf geachtet, dass die allerersten Bücher möglichst große, farbige Abbildungen mit relativ wenig Details und störenden Elementen rundherum enthalten.

 

Bei uns gab es für die Kleinen zwei Kategorien von Büchern: diejenigen zum alleine anschauen und diejenigen zum gemeinsam anschauen. „Alleine anschauen“ heißt das Buch darf auch mal im Mund landen und ist nicht empfindlich. Wir hatten dafür die tollen, unkaputtbaren „Baby Pixi-Bücher“* sowie ein paar Stoffbücher. Gerade die Stoffbücher gibt es mit tollen Extras wie Spiegeln, Quitsche- und Knisterseiten, Fühlelementen und anderen Spielereien - sie waren bei uns die vielleicht am intensivsten erforschten Baby-"Spielzeuge".

 

Daneben war „gemeinsam anschauen“ das Motto für empfindlichere Bücher. Alle meine Räuber haben es geliebt, eingekuschelt mit mir zusammen spezielle Bücher anzuschauen. Gerade Fühlbücher und erste „Klappen-Bücher“  haben wir sehr gerne gemeinsam erkundet. Ich denke dieses gemeinsame Bücher genießen ist für alle Beteiligten ein schöner Moment der Nähe. Gleichzeitig kann man nebenbei vorleben, wie man sorgsam mit Büchern umgeht.

 

Doch auch das alleine Erkunden finde ich im Nachhinein sehr wichtig, damit ein Buch eben nicht nur mit Kuschelmoment sondern auch mit "in Ruhe erkunden" assoziiert wird. Daran hatte ich bei der Prinzessin nicht gedacht und sie hat die gesamte Kleinkind-Zeit nie alleine ein Buch angesehen sondern kam immer gleich zu mir gelaufen. Ihre Brüder dagegen genießen auch gerne mal einen ruhigen Moment alleine mit einem guten Buch.

 

 

Unser täglicher Umgang mit Büchern

Wenn Bücher wirklich eine Rolle im Leben spielen sollen reicht es nicht, abends eine Viertelstunde als Belohnung für schnelles Umziehen vorzulesen. Vielmehr dürfen sie dann schon etwas mehr Raum einnehmen.

 

Das ist zum einen wörtlich räumlich gemeint: ein leicht zugängliches Vorleseregal neben dem Sofa, schöne Sachbücher an einem leicht zugänglichen Ort sowie immer wieder einmal interessant präsentiert, vielleicht ein Rückzugsort mit Bücherkiste sowie der Stapel neben dem Bett. Wenn sie sichtbar und attraktiv sind, werden sie auch genutzt. Bei uns hat es sich bewährt ausgewählte Bücher mit dem Cover nach vorne im Regal zu präsentieren. So wirken sie viel einladender. Und wenn ich eine Spielidee oder anderweitige Aktivität vorbereite, dann stelle ich passende Bücher gleich daneben. Auch vertiefende Sachbücher zu Gesprächsthemen und Unterwegsfragen präsentiere ich gerne einladend und griffbereit, z.B. auf dem Sofatisch.

 

Aber auch im übertragenen Sinne nehmen Bücher bei uns viel Raum ein. Ich lese bewusst vor den Kindern und habe, seitdem sie gelegentlich alleine Spielen, immer ein Buch dabei. Auch bei Fragen bemühe ich lieber unser Bücherregal als gleich das Internet. Ich versuche einfach ein gutes, lesendes Vorbild zu sein ;-)

 

Außerdem nutzen wir Bücher gezielt für Ruhepausen und zum Nähe tanken. Wenn einer der Räuber ein wenig kuschelige Nähe gebrauchen kann, lesen wir ein Buch vor. Aber auch wenn mich ein Nachmittagstief erwischt aber die Räuber nicht so richtig müde erscheinen, bekomme ich meine Pause beim Vorlesen.

 

Auf diese Weise spielen Bücher über den Tag verteilt immer wieder eine Rolle. Trotzdem haben wir auch ein abendliches Vorleseritual zum gemeinsamen Einkuscheln und ruhig werden.

 

Kinderbücher auswählen

Es gibt so unendlich viele tolle Kinderbücher - welche passen am besten?

 

Ich lasse die Räuberkinder gerne selbst auswählen, welche Bücher sie ansprechen. Wir nehmen uns in der Bibliothek oder auch im Buchladen gerne Zeit zum blättern und probelesen, so haben wir schon einige Schätze entdeckt. Nach und nach merken sich die Kinder auch, wo sie welche Bücher finden können und suchen sich dann immer gezielter etwas Passendes heraus. Bibliotheksbücher haben den Vorteil, dass wir sie einfach mitnehmen können, während wir im Buchladen eher eine Wunschliste anlegen - für Geburtstage, Reisen oder Krankentage überaus praktisch.

 

Daneben suche ich aber auch sehr gerne neue Bücher für uns aus. Ich lese schließlich viel vor, also sollen die Bücher auch mir gefallen. Oft lass ich mich von Freunden oder anderen Blogs inspirieren oder halte mich an Reihen und Figuren, von denen wir schon andere Bücher haben. Zusätzlich suche ich aber auch zwei Kategorien von Büchern ganz gezielt aus:

 

Zum einen Bücher, die uns helfen über schwierige Situationen und Themen zu reden. Dazu gehörte die Geburt eines kleinen Geschwisterchens und die Veränderungen im Leben des größeren Kindes. Aber auch Streit mit Freunden und Eltern, das Thema Aufräumen, Emotionen wie Wut und Traurigkeit und vieles mehr haben wir anhand von Büchern besprochen. Für die Themen Sexualität und Tod hab ich auch gezielt nach passenden Büchern gesucht, damit wir eine Hilfestellung haben. Gerade wenn wir im Gespräch nicht weiterkommen hilft ein passendes Buch vorlesen oder alleine anschauen beim weiterdenken und ein paar Tage später kommen wir auch im Gespräch weiter. Das hilft uns sehr.

 

Außerdem wähle ich gerne Sachbücher zu verschiedenen Themen aus. Die aktuellen Interessen und Fragen der Räuber lassen mit einem interessanten Buch wunderbar besprechen und vertiefen. Außerdem bin ich gerne "gewappnet" um auch zu verschiedene neue Themen zumindest einen ersten Einblick geben zu können. Ich gebe zu, ich bin ein Büchersammler :-)

 

Wenn du dich auch gerne inspirieren lassen möchtest, stelle ich dir gerne immer wieder mal unsere aktuellen Lieblingsbücher und Neuentdeckungen im Blog vor. Und damit das Ganze übersichtlich bleibt, werde ich die Buchempfehlungen in einer virtuellen Kinder- und Elternbibliothek sammeln. Auch wenn ich diese Seiten gerade erst einrichte, freue ich mich über deinen Besuch!

 

 

Möchtest du etwas ergänzen oder uns ein gutes Buch empfehlen?

Ich freue mich auf Kommentare!


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Kommentare: 3
  • #1

    Petra (Sonntag, 23 April 2017 08:34)

    Liebe Maria,
    ich freu mich schon auf die Bibliotheken! Das wird glaube ich sehr übersichtlich - tolle Idee :)
    Einen schönen Sonntag euch noch,
    liebe Grüße,
    Petra

  • #2

    Juliaa (Dienstag, 02 Mai 2017 08:03)

    Hallo, freu mich jedesmal auf deine bunten fröhlichen einträge und weil bücher bei uns auch do geliebt werden und sich auch was von den biblitheken überschneidet... Eins unserer derzeitigen lieblingsbücher ist "die beste bande der welt" von saskia hula... "die coolste schue der welt" mögen wir auch gern... Vielleicht ihr auch...
    Freu mich schon auf die nächsten beiträge :-) lg julia

  • #3

    Maria (Dienstag, 02 Mai 2017 21:45)

    Hallo ihr Beiden,
    danke für eure Kommentare.
    Petra, ich arbeite an Füllng für die Bibliotheken - das ist wiedermal viel mehr Aufwand als geplant. Aber Schritt für Schritt... Ich melde mich, wenn mehr Bücher darin aufgetaucht sind.
    Und liebe Julia, ich hab gerade eine Motivationsflaute und hab mich deshalb umso mehr über deinen Kommentar gefreut. Konntest du den Gedanken "Ob das überhaupt noch jemand außer meinen liebsten Blogbekannten liest?" lesen? :-) Da macht die viele Arbeit im Hintergrund gleich wieder etwas meh Spaß!
    Liebe Grüße,
    Maria