Freutag auf Umwegen

Ich sitze auf dem Sofa und bin genervt. Eigentlich habe ich dazu keinen Grund, springen hier doch 3 wunderbare Räuberkinder herum, beschäftigen sich ganz ganz gut mit Bausteinen und Büchern. Und ich habe meinen Kaffee bei mir und beobachte erstaunlich viele Vögel in dem Baum vorm Fenster. Trotzdem will die Mittagspausenentspannung nicht wirken. Ständig braucht jemand Zuspruch, Hilfe oder Bestätigung und die ersehnten ruhigen 5 Minuten (wenigstens 5 Minuten!!!) wollen einfach nicht kommen.

 

So geht es die ganze Woche, wir waren alle irgendwie krank und es läuft mit der Schule einfach noch nicht rund - wobei eher der Tagesrhythmus und die Hausaufgaben sowie die veränderte Lieblingsschwester das Problem sind als die Schule an sich. Trotzdem gab es diese Woche wieder viele schöne Momente und die sind es einfach wert! Ein paar davon möchte ich mit dir teilen:

Die Woche begann mit Halloween. Letztes Jahr hab ich dieses Fest erst zögerlich mit den Kindern vorbereitet, dann kritisiert und am Ende doch ganz toll gefunden. Dieses Jahr haben wir dank Hamburgbesuch kurz vorher wenig gemacht und unsere Besucher hatten kurzfristig alle abgesagt - hätte ich auch bei einem die Nacht durchspuckenden Kind (es war übrigens meins). Ausfallen lassen ging aber garnicht, also haben wir den Papa herbeigeordert und waren zu fünft unterwegs. War auch schön und die Ausbeute dank "oh wie süß ihr seid" (meine Kinder sind eher klein) reichlich.

Den Rest der Woche wurden dann nach und nach immer mehr Familienmitglieder Erkältungs- und Magen-Darm-krank und wir haben alle Verabredungen und Pläne abgesagt und sehr viel Zeit zuhause verbracht. Nicht fit war alleine spielen sehr, sehr schwierig - also kam ich in den Genuß unendlicher Bau-, Puzzle- und Vorlesestunden. Erstaunlicher Weise hat es oft sogar richtig Spaß gemacht wieder so intensiv mitzuspielen.

Auf dem Bild bauen die Jungs gerade eine Kanalisation. Das Thema fasziniert besonders den größeren Räuber und wird oft mit Klorohren und Kapla-Stein*-Wasser nachgebaut. Diesmal handelte es sich um die Kanalisation eine Ritterburg (das Stück Pappe/Altpapier im unteren Foto). Doch das war für ihn nebensächlich. Wichtiger war Zuleitung und Ableitungin getrennten Rohren. Und dann haben wir uns damit beschägt, wo das Wasser herkommt und hingeht. Das Kinderlexikon aus der Wieso? Weshalb? Warum?-Reihe* war dafür ganz toll - es gibt darin eine Aufklappbare Kläranlage. Und auch sonst lieben wir dieses umfangreiche und gleichzeitig sehr übersichtliche Buch und haben es diese Woche gleich mehrmals sehr intensiv studiert.

Ebenfalls vorläufig vor der Papiertonne gerettet haben wir einen großen Pappkarton und ihn in ein Haus verwandelt. Die Jungs haben es bemalt und hatten ziemlichen Spaß beim einrichten:

Wir haben auch wieder gewerkelt, oder besser gesagt ich. Die anwesenden Räuber haben sich vorsichtshalber unterm Tisch versteckt und dann mit "Mama, alles gut? Hat es geklappt?" wieder hervorgeschaut. So süß!

 

Was wir/ich gemacht habe(n)? Weitere Bausteine zugesägt. Diesmal aus Baumarktholz und mit der Stichsäge,he mir und den Kindern in meinen Händen nicht ganz geheuer war. Aber ich musste das Ding vor einem Jahr unbedingt haben (bei uns kauft die Frau das Werkzeug) und dann konnte ich mich ewig nicht überwinden. Das konnte mein Lieblingsmensch irgendwann offensichtlich nicht mehr mitansehen und hat Sägeböcke und Schraubzwingen als Überraschung dazubestellt - auch so kann man manche Frauen glücklich machen :-)

Als ich mich endlich überwunden hatte, hat es so richtig Spaß gemacht. Und ich war sooo stolz auf mich.

 

Beim anschließenden Abschmirgeln mit Sandpapier haben die Räuber prima geholfen und hatten offensichtlich soviel Spaß, dass sie am nächsten morgen gleich wieder alleine losgelegt haben. Nun haben wir noch mehr tolle Bausteine und haben sie mittlerweile auch schon ausgiebig bespielt.

Außerdem sind wir Zug gefahren - mit Reiseproviant, Landkarte, Mamas Kaffee und einem ziemlergnügten Lokführer:

Wir haben auch zusammen Milchreisgesichter mit Haarspange und Sommersprossen (Zucker und Zimt) sowie Apfelmus aus fleißig selbst gesammelten Herbstäpfeln gekocht sowie endlich mal wieder Brot gebacken - Vorräte verbrauchen anstatt Einkaufen zu gehen.

Heute stand dann doch ein Großeinkauf auf dem Programm und irgendwie hatten wir kurz vor dem Mittagessen eine doofe Zeit erwischt: die Leute kauften ein als gäbe es nun wochenlang nichts mehr und überall mussten wir warten. Unglaublich anstrengend mit den Toberäubern aber auch ziemlich lustig, weil ich ständig bemitleidet bis bewundert wurde.  Als ob Einkaufen mit mehreren Kindern so außergewöhnlich wäre. Dabei war die große Prinzessin garnicht mit. Naja, wir sind halt doch Exoten so ohne KiTa und wenn man schweißgebadet zwei wilde Toberäuber und einen völlig überfüllten Einkaufswagen jongliert, tut selbst diese merkwürdige Form der Anerkennung verdammt gut!

Mittlerweile ist es nach Mitternacht. Konzentriert schreiben ging vorhin nicht, nicht einmal Bilder zusammen raussuchen. Aber ich hab dann den PC ausgeschaltet und mich wieder ganz den Kindern gewidmet und irgendwo zwischen vielen Bausteinen und Plastiktieren auf dem Boden liegend doch noch ein Päuschen machen dürfen. Das ist Familienleben und dafür liebe ich es! Und das hätte definitiv eine Teilnahme am Freutag verdient, doch der hat heute leider etwas zu früh (zumindest nach meiner Computerzeit) seine Tore geschlossen. Das hat mir zumindest bei der Titelsuche geholfen :-)


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