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Immer Ärger nach der Schule? - Übergänge von Schule oder Nachmittagsbetreuung gestalten

Jeden Mittag kommen hier 2 oder mehr Kinder nach der Schule zu uns nach Hause und bringen eine ganze Menge aufgestauter Energie, Erschöpfung und Schulerlebnisse mit. Die Kinder haben oft den Kopf noch voller Schulthemen, die Stimmung ist durch den Schultag bestimmt und es ist eine große Veränderung vom “mache was ich dir sage” und “funktioniere um jeden Preis” hin zu “entspann dich” und “entscheide selbst”. Manchmal gelingt das “Umschalten” mühelos. Doch oft beginnen unsere gemeinsamen Nachmittage Spannungs-geladen und wenig Spiel-freudig. Was hilft?

Grundsätzlich hilft mir das Verständnis, dass "Übergänge" eine Schwierigkeit für viele Kinder darstellen: Kleinkinder sind davon manchmal regelrecht überfordert. Kindergartenkinder sind oft so überdreht, dass sie sich kaum auf die eigentlich dringend benötigte Eltern-Kind-Beziehung wieder einlassen können. Und Schulkinder haben damit eben auch so ihre Schwierigkeiten, gerade wenn der Schulalltag sich sehr vom Umgang zuhause unterscheidet. Selbst Erwachsene können manchmal nur schwerlich vom Umgang mit ihren Arbeitskollegen zum Familienleben umschalten - es ist also überhaupt nicht verwunderlich, wenn dieser Übergang nicht von alleine reibungslos funktioniert. Es ist auch kein "schwieriges Verhalten" des Kindes, es ist einfach eine Reaktion auf äußere Umstände, die vom Kind nicht beeinflusst werden können.

 

Da ich diese Schwierigkeiten sehen und interpretieren kann, muss ich nicht jeden Tag in derselben Situation einfach irgendwie auf meine Kinder reagieren. Ich kann auch bewusst den Übergang von der Schul- in die Familiensituation gestalten, so dass wir alle es leichter haben. Seitdem ich mich darum bemühe, verlaufen unsere Nachmittage viel entspannter. Was uns hilft:

 

Rituale

Rituale haben manchmal einen negativen Beigeschmack, weil wir sicherlich alle Rituale kennen, die uns eher einengen. Grundsätzlich müssen Rituale aber nicht so wirken. Sie können uns auch den Alltag erleichtern und bei Bedarf jederzeit angepasst, umgestaltet oder ausgesetzt werden. Und sie können gerade wiederkehrende Situationen einfacher machen, weil alle Beteiligten wissen, was sie erwartet, und weil viele Bedürfnisse damit vorausschauend adressiert werden können.

 

In der Praxis heißt das für uns, dass ich aktuell meinen Erstklässler abhole. Er genießt es mit mir unterwegs zu sein und freut sich darüber, dass ich ihm diesen Gefallen tue. Wenn er nicht gerade voraus flitzt, haben wir auch Zeit um den Schultag zu besprechen. Zuhause mache ich dann Mittagessen, damit wir essen können, wenn die große Prinzessin eine Stunde später Schulschluss hat und ebenfalls nach Hause kommt. Wenn sie ankommt, lasse ich alles stehen um sie zu begrüßen, so hat sie ebenfalls meine volle Aufmerksamkeit und merkt, wie wichtig sie mir ist. Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen kommen wir so richtig als Familie zusammen und besprechen gerne, wie der Tag war und was er noch bringen wird. Manchmal ist den Kindern aber auch nicht nach reden und wir hören ein Hörspiel.

 

Das mag nicht spektakulär sein, doch mir ist es wichtig einerseits mit jedem Kind in Beziehung zu treten und andererseits einen für alle schönen Familienmoment zu schaffen - damit sowie meine Beziehung zu den Kindern als auch die Geschwisterbeziehungen wieder in den Vordergrund treten. Manchmal reicht das schon aus um wieder im Familienleben anzukommen.

 

Aufmerksamkeit bzw. präsent sein

Wie gerade beschrieben bemühe ich mich, jedem Schulkind besonders meine Aufmerksamkeit zu schenken. Doch oft reicht dieser kleine Moment beim Ankommen nicht aus. Manchmal gibt es etwas zu besprechen, wofür erst wieder ein tieferes "angekommen sein" nötig ist. Oder ich sehe am Verhalten der Kinder, dass sie mit ihren Geschwistern umgehen wie mit unliebsamen Klassenkameraden. Oft reicht die Geduld dann nicht für das friedliche Lösen von Meinungsverschiedenheiten und es ist eher ein Gegeneinander als ein Miteinander.

 

Bei meinen Kindern hilft es dann, wenn ich präsent bin: entweder wir machen etwas zusammen oder wir sind nebeneinander kreativ tätig oder ich sitze mit einer langweiligen Handarbeit neben (oder notfalls zwischen) den Kindern um jederzeit unterstützen zu können. Anfangs muss ich dann manchmal bei jedem Zwischenfall an Worte, Nachfragen und unseren netten Umgangston erinnern, bis sich die Kinder langsam entspannen. Doch nach und nach lassen sie sich dann doch auf ihre Geschwister ein und das gemeinsame Spielen oder kreativ sein klappt dann doch wieder.

 

Zeit geben bzw. deutlich mehr Zeit einplanen

Innerhalb der Ankomm- bzw. Übergangszeit sind meine Schulkinder gewissermaßen innerlich mit Umschalten und Anpassen beschäftigt. Dass kann ich nicht unbedingt sehen und es ist auch nicht jeden Tag in irgend einer Weise auffällig, aber es kostet einfach Ressourcen, die dann gleichzeitig eben nicht für andere Dinge zur Verfügung stehen. Konzentriertes Hausaufgaben abarbeiten, unbeliebte sonstige Aufgaben oder auch Beeilung und Mitdenken, weil wir irgendwo hin wollen oder müssen funktionieren dann einfach nicht so gut. Anstatt mich darüber zu wundernd oder zu ärgern versuche ich das bewusst einzuplanen und uns allen mehr Zeit zu lassen.

 

Auch das wieder Einlassen auf die Geschwister dauert manchmal eine Weile. Je nach Tagesform und Laune hilft manchmal das oben beschriebene präsent sein, manchmal braucht es aber einfach Zeit. Um den Kindern diese Zeit zu geben, hilft es bei uns kreativ zu werden: malen, basteln oder auch nähen wirken hier oft Wunder. Deshalb habe ich gerade wieder ein neues Kreativregal eingerichtet und fast jeden Tag nach der Schule wird sich daran bedient und erstmal nebeneinander gestaltet. Kreatives gestalten hat eine heilsame Wirkung, weil es beim zur Ruhe kommen und verarbeiten des Erlebten hilft. Außerdem hilft es Zeit gemeinsam zu verbringen ohne sich ständig einigen zu müssen (wie es bei manchen Spielen der Fall ist).

 

Letztendlich geht es in meinen Augen darum die "Umstellungs-Arbeit" der Kinder zu sehen um nach Wegen zu suchen, wie man ihnen dafür Raum geben und sie begleiten kann. Uns helfen Rituale, Aufmerksamkeit und Zeit, doch das kann für jedes Kind anders gestaltet werden.

Was sind deine Erfahrungen mit dem Übergang von der schulischen Umgebung zum zuhause?

Was hilft deinen Kindern, wenn sie Anpassungs-Schwierigkeiten haben?

 

Lass uns gemeinsam ein lebenswertes Familienleben für alle gestalten!

 

Deine


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