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Reicht einfach nur Spielen? - Schulferien zuhause gestalten statt verplanen

Bei uns sind Herbstferien und wir waren gerade eine Woche im Harz - eine große und dringend benötigte Dosis herbstlicher Natur. Jetzt wartet noch eine Woche Ferien zuhause. Vermutlich wäre es für mich einfacher ein Ferienprogramm zu buchen und die Kinder gut beschäftigt zu wissen - weil hier leider fast alle anderen Kinder weggefahren sind oder täglich Schulkindbetreuung bzw. städtisches Ferienprogramm besuchen. Doch meine Kinder sagen ganz entschieden “nein” dazu und wollen lieber entspannte Tage voller Spiel- und Familienzeit zuhause. Freut mich sehr. Aber insgeheim weiß ich, dass hier nicht tagelang harmonisch gespielt werden wird und ich eben doch “mir ist so langweilig” zu hören bekommen werde. Doch ich habe einen Ferien-Plan:

Wenn die schulischen Strukturen wegfallen leben wir gerne ein paar Tage einfach vor uns hin und jeder genießt die unverplante Zeit. Doch nach und nach brauchen wir alle wieder gemeinsame Zeiten, frische Luft und Natur, Bewegung und neue Inspiration. Dafür fühle ich mich zuständig und gestalte unsere Ferientage so, dass wir ganz gemütlich und entspannt möglichst viele dieser Bedürfnisse erfüllen.

 

Vorsorglich für Familienzeit sorgen

Wenn hier jeder für sich beschäftigt ist passiert es leicht, dass wir kaum etwas zusammen machen und selbst die gemeinsamen Mahlzeiten wegfallen, weil sich jeder irgendwann in der Küche bedient. Oft essen wir dann nur die warme Mahlzeit zusammen. Das ist für wenige Tage durchaus entspannt und gemütlich. Doch nach kurzer Zeit fehlen uns die “Berührungspunkte” - also die bewusst gestaltete Familienzeit. Und so sorge ich bewusst für diese “Berührungspunkte”, damit die Kinder nicht immer gerade dann ein “Beziehungsbedürfnis” haben, wenn ich eigentlich langsam über schlafen gehen nachdenke oder schwer beschäftigt bin. Deshalb lieber morgens Ferien-lange kuscheln und vorlesen, eine gemeinsame Runde raus, ein heißer Kakao wenn wir durchgefroren bzw. regennass nach Hause kommen, zwischendurch Vorlesezeit auf dem Sofa oder gemeinsame Kreativzeit, unsere warme Mahlzeit mit Kerzenlicht und schön gedecktem Tisch zelebrieren und was uns sonst noch so einfällt.

 

In den Ferien nutze ich die viele Zeit auch gerne um in ruhigen Momenten mal ganz für eines meiner Schulkinder da zu sein: in´s Gespräch kommen, intensiv in den Arm nehmen und Rücken kraulen sowie mal nur zu zweit etwas vorlesen oder basteln. Das kommt im Alltag manchmal zu kurz und zaubert doch ganz schnell ein Strahlen in die Kinderaugen und ein warmes Gefühl.

 

Ansonsten finde ich die Idee eines großen gemeinsame Ferien-Projektes sehr attraktiv, doch haben wir das bisher nie in die Tat umgesetzt. Irgendwann versuchen wir uns sicherlich an einem wirklich umfangreichen Puzzle, einem großen gemeinsamen Kreativprojekt oder einer ähnlichen Idee. Bis dahin nehmen wir uns einfach viele kleinere gemeinsame Projekte vor:

  • Hecke schneiden
  • Blumenzwiebeln einbuddeln
  • Kuchen backen
  • Kinderzimmer umgestalten
  • Gemeinsam puzzlen
  • Kreativprojekte, die mehr Zeit brauchen
  • Handarbeitstechniken lernen und üben

 

Erst anmalen, dann als Kissen vernähen - zeitaufwändiges aber eigentlich einfaches und unheimlich schönes Kreativprojekt für alle Kinder, die gerne an die Nähmaschine wollen (klappt natürlich auch per Hand, braucht dann aber viel Geduld)
Erst anmalen, dann als Kissen vernähen - zeitaufwändiges aber eigentlich einfaches und unheimlich schönes Kreativprojekt für alle Kinder, die gerne an die Nähmaschine wollen (klappt natürlich auch per Hand, braucht dann aber viel Geduld)

Inspiration

Wenn die stetige “Beschallung” mit Schulstoff und sozialen Rangeleien in der großen Gruppe leiser wird, bleibt Raum für anderes. Manchmal sprudeln meine Kinder dann vor Ideen, aber manchmal sind sie auch überfordert von der plötzlichen “Stille”. Das geht uns in kleinerem Maßstab auch jeden Nachmittag und jedes Wochenende so. Aber in den Ferien ist da einfach viel mehr Zeit und Raum, der gefüllt werden will.

 

Ich fülle nicht aktiv ihre Tage oder sorge mit pausenloser Beschäftigung dafür, dass niemals Langeweile auftritt. Aber ich sorge dafür, dass unsere häusliche Umgebung als auch gemeinsame Ausflüge (Natur, Bibliothek, Museum, Innenstadt, …) für eine Fülle an Inspirationen sorgen. Zuhause bedeutet das beispielsweise:

 

  • einen Vorrat an Sachbüchern zu interessanten Themen (sowohl unsere eigenen Lieblinge als auch ein paar interessante Neuigkeiten aus der Bibliothek)
  • Spiel- und Kreativmaterial sowie gelegentliche “Einladungen zu Spielen/ kreativ sein” (wenn du mehr über "Einladungen zum Spielen" erfahren möchtest bietet meine kostenlose Freispiel-Challenge vielfältige Umsetzungsbeispiele sowie Hintergrundinformationen)
  • Montessori-Materialien und Vergleichbares zu ihren aktuellen Interessen (dazu schreibe ich die nächsten Wochen mehr)
  • neue Interesse “herauskitzeln”: "Klassik für Kinder" - CD´s und - Bücher, Kunst aufhängen oder als aufgeschlagenes Buch präsentieren, Musikinstrumente anbieten, Handarbeitsmaterialien, ...

 

Es braucht Inspiration um ein ein zufriedenes Spielen zu finden und es braucht oft einen kleinen Inspirations-Schub, um sich mit der Welt auseinander zu setzen. Natürlich finden viele Kinder auch aus sich heraus spannende Beschäftigungen. Aber selbst dafür braucht es Möglichkeiten. Ich sehe es generell als meine Aufgabe ihnen eine bereichernde und in jeglicher Hinsicht "nährende" Umgebung zu schaffen. Wenn sie wie in den Ferien viel Zeit zuhause verbringen, ist dies besonders wichtig.

 

 

An Montessori-orientiertes Mathe-Regal in Arbeit
An Montessori-orientiertes Mathe-Regal in Arbeit

Bewegung, frische Luft und Natur

Meine Kinder haben aktuell kein Gefühl dafür, dass ihnen rausgehen gut tun würde. Und wenn dann nicht gerade ein Nachbarskind nach draußen lockt, dann kommen sie an einem gemütlichen Schlafanzug-Ferientag überhaupt nicht auf diese Idee. Stattdessen werden sie im Haus immer “wuseliger” und “wilder” oder beginnen sich immer häufiger zu streiten.

 

Ich versuche quasi vorbeugend genügend Anreize zum Rausgehen zu schaffen (Äpfel pflücken, zum Markt, Radtour, …). Wenn ich raus möchte oder eines der Kinder sich entsprechend benimmt sprechen wir darüber und versuchen eine gute Lösung zu finden. Generell habe ich schon vor Jahren festgestellt, dass für meine Familie ein täglicher “Rausgeh-Zwang” einfach nicht gut funktioniert, weil meine Kinder an manchen Tagen nicht aber dafür an anderen Tagen den ganzen Tag draußen sein möchten. Ich akzeptiere das und sorge einfach dafür, dass ich für mich genügend Natur und Bewegung bekomme - meistens sind sie dann auch dabei.

 

Zusätzlich sorgen ich drinnen für Bewegungsmöglichkeiten: Tanzmusik oder gemeinsamer Sport genauso wie Bewegungsspiele (auch dazu findest du in meiner kostenlosen Freispiel-Challenge mehrere Beispiele) und aktive statt dauerhaft sitzende Beschäftigungen. Ich habe mir angewöhnt den Tag mit Yoga zu beginnen und genau darauf zu achten wann wieder eine Bewegungspause nötig ist, wenn ich viel im Sitzen arbeite. Der Räuberpapa macht das Gleiche und so haben wir alle immer wieder Bewegungspausen auch an eher ruhigeren Tagen.

 

Eine Runde Regensachen testen :-) Ich brauche die Natur und die Räuberkinder das Abenteuer
Eine Runde Regensachen testen :-) Ich brauche die Natur und die Räuberkinder das Abenteuer

Wenn ich mehr oder weniger systematisch an diesen Punkten arbeite, haben wir viel Flexibilität und gleichzeitig kommt nichts wichtiges zu kurz - einfach schöne gemeinsame Ferienzeiten. Was sind deine Tipps für schöne Ferien zuhause?


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