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Zauberhafte Adventszeit gestalten: für dich selbst und für deine Familie

Wir stecken mitten in der Adventszeit: einige von uns genießen diese aus vollen Zügen während andere genervt und gestresst überhaupt nichts davon haben. Ich selbst fand die ersten Jahre Adventszeit mit Kind und später Kindern fast langweilig, weil uns irgendwie der Zauber fehlte. Dann kamen immer mehr Ideen und auch immer mehr Zauber dazu, doch ich war eher genervt und gestresst anstatt verzaubert. Die letzten Jahre wird es entspannter und endlich kann auch ich den Zauber dieser Zeit wieder genießen. Was ich die letzten Jahre gelernt habe, möchte ich dir heute gerne mitgeben:

Zuerst einmal: warum eigentlich Adventszeit? Die Adventszeit ist eine Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, laut Wikipedia wurde bis 1917 in dieser Zeit gefastet (ähnlich der Fastenzeit vor Ostern). Es ist also eigentlich keine feierlich Zeit, sondern ursprünglich eine Zeit des Verzichts und der inneren Einkehr, bevor das Weihnachtsfest beginnt. Ich vermute, dass das Feiern der Adventszeit auch sehr stark mit der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes zutun hat - wer länger feiert konsumiert auch mehr. Es gibt allerdings auch Keltische und Germanische Traditionen aus dieser Zeit, welche mit der Vorbereitung auf die Wintersonnenwende auch eine wichtige Zeit im Jahresverlauf war. Und da stehen wir nun heute, wollen die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest auch schon genießen, müssen so viel erledigen und die immer vorfreudigeren Kinder in dieser dunklen Zeit begleiten, haben oft eher eine blankpolierte und von der Werbung beeinflusste Idealvorstellung dieser Zeit im Kopf als wirklich brauchbare Vorbilder. Kein Wunder, dass es vielen von uns schwer fällt, diese Zeit besinnlich und zauberhaft zu gestalten. Doch gleichzeitig bietet uns diese Zeit die Möglichkeit gestärkt statt gestresst in die Weihnachtszeit zu starten und die dunkle Jahreszeit mit wohltuenden Ritualen und Traditionen, glücklichen Familienmomenten und zauberhaften Momenten ganz für uns besonders zu gestalten.

 

Dein inneres Kind mitnehmen

Ich mag das Bild des inneren Kindes sehr gerne und gerade in dieser Zeit melden sich vermutlich bei sehr viel Menschen die innere Kinder: wir Erwachsenen werden unbewusst von einer Mischung aus Kindheitserinnerungen, vergangenen und aktuellen Ängsten, vergangenen und aktuellen Sehnsüchten und Triggern (sozusagen Auslösern für Erinnerungen, Gefühle und mehr) beeinflusst. Da diese Dinge häufig unbewusst auf uns wirken, ist es nicht so leicht die Auswirkungen richtig zuzuordnen und zu verstehen. So können beispielsweise sinnliche Eindrücke wie Gerüche Gefühle auslösen, die uns gewissermaßen ohne Vorwarnung überfallen. Oder wir sind vermeintlich grundlos unzufrieden, können aber kaum sagen warum eigentlich.

 

Das Bild des inneren Kindes kann beim verstehen und sich selbst besser kennenlernen helfen: wenn wir uns vorstellen, in uns drin sind wir als Kind quasi auch noch immer dabei, so liebt dieses Kind vielleicht weihnachtliche Gerüche, reagiert enttäuscht, wenn niemand an seine Lieblingskekse denkt und reagiert aggressiv, wenn eine Situation einer als Kind erlebten schlimmen Situation ähnelt. Wir können uns als Erwachsene über diese heftigen und manchmal unerklärlichen inneren Reaktionen wundern, wir können uns aber auch darauf einlassen, uns selbst noch besser kennen lernen und uns ein wenig davon leiten lassen, was uns gut tun könnte. Mein inneres Kind mag Weihnachten beispielsweise sehr und zwar vor allem die feierliche Atmosphäre, wenn Kerzen brennen und alles so friedlich und gemütlich wirkt. Da ich das weiß, kann ich mir die Plätzchenmassen schenken sondern zünde mir lieber Kerzen an und genieße die Atmosphäre. Und wenn die Kinder nachmittags keine Ruhe dafür haben, dann zünde ich eben abends eine Kerze ganz für mich alleine an.

 

Letztendlich braucht es nicht das Bild eines inneren Kindes um sich selbst besser kennen zu lernen und somit herauszufinden, was genau man selbst eigentlich an der Vorweihnachtszeit genießt. Es ist in meinen Augen aber eine gute Hilfe liebevoll auf sich selbst zu schauen und sich wirklich darauf einzulassen neue Seiten an sich selbst kennen zu lernen. Außerdem erklärt dieses innere Kind die zum Teil heftigen Gefühle und andere Reaktionen, die in uns aufbrodeln können, wenn sogenannte Trigger (“Auslöser”) eintreffen.

 

Daneben erklärt das Bild des inneren Kindes auch gut, warum Weihnachten mit vielen Menschen zu feiern in so vielen Familien zu Enttäuschungen oder Streit führt: es sitzen eben nicht nur relativ rationale Erwachsene plus eine gewisse Anzahl Kinder mit am Tisch sondern in jedem Erwachsenen steckt ein in bestimmten Situationen absolut irrational reagierendes kleines Kind. Gerade in der emotional eher aufgeladenen Weihnachtssituation werden wir dünnhäutiger für seine Reaktionen und geraten so auch leichter tief in auf den ersten Blick unerklärliche Gefühle hinein, die dann für Enttäuschung und Streit sorgen können. Dieser Gedanke hilft mir sehr viel nachsichtiger mit meinen Mitmenschen (und mir selbst) umzugehen.

Worin liegt für dich der Zauber?

Die Advents- und Weihnachtszeit kann ganz besonderen Zauber verbreiten. Doch was macht diesen Zauber eigentlich aus? Und wie kannst du ihn unkompliziert verbreiten? Ich glaube es ist sehr individuell, was für jeden Einzelnen “zauberhaft” ist. Und doch gibt es eine von Medien und Werbung verbreitete Bildersprache, die uns genau diesen Zauber als für alle ähnlich zeigen möchte. Kein Wunder, dass es vielen Menschen überladen und Inhalts-leer vorkommt.

 

Das Kennenlernen des inneren Kindes kann helfen herauszufinden, was uns zutiefst erfreut und was uns eigentlich egal ist. Doch auch Reflexionsfragen helfen weiter - versetze dich in Gedanken doch einmal in die Adventszeiten der letzten Jahre und danach in die Adventszeiten deiner Kindheit zurück:

 

Was sind positive Erinnerungen?

An welche Sinneseindrücke erinnerst du dich ganz besonders?

Welche Tätigkeiten hast du genossen?

Die Gesellschaft welcher Menschen hat dich erfreut?

Und wofür fehlte vielleicht die Zeit, obwohl es dir wichtig war?

Was und wen hast du vermisst?

 

Mach dir gerne Notizen dazu. Anschließend liest du dir deine Notizen nochmals durch und schaust, ob du damit deinem Adventszauber schon näher gekommen bist:

Wecken deine Notizen Vorfreude und positive Gefühle?

Weißt du nun, was für dich den Zauber der Adventszeit ausmacht?

 

Ist es eine Zeit der Vorbereitung und wachsenden Vorfreude? Ist es eine Verlängerung des Weihnachtsfestes mit (vor-)weihnachtlichen Aktivitäten? Ist es eine dunkle Zeit, in welcher deine Familie zusammengerückt und mit verschiedenen Traditionen das Licht genießt? Oder bedeutet Adventszeit für dich etwas völlig anderes?

 

Es mag aufwändig sein, den eigenen Zauber zu finden. Doch wenn du einmal weißt, was für dich diese Zeit zauberhaft macht, so kannst du viel leichter genau dafür sorgen und auch dir eine zauberhafte Adventszeit gestalten: mit vielen Kleinigkeiten oder Aktivitäten, die dich eben nicht stressen sondern bereichern. Und mit dem Weglassen von Dingen und Aktivitäten, die für dich eben keinen Adventszauber verbreiten sondern irgendwie dazugehören, ohne dass du sie hinterfragst.

 

Übrigens liegt auch für Kinder der Zauber nicht unbedingt in der Bilderbuchidylle sondern manchmal auch in ganz individuellen Kleinigkeiten. Vielleicht kannst du beobachten oder aber im Gespräch herausfinden, was für dein Kind das Zauberhafteste ist? Vielleicht kannst du mit größeren Kindern auch darüber reden, dass jeder diese Zeit anders erlebt und sich andere Dinge wünscht - wie schön wäre es doch, wenn alle in der Familie gemeinsam dafür sorgen, dass alle Familienmitglieder eine zauberhafte Adventszeit haben.

Genießen braucht Muse

Die letzten Jahre lag mein Fokus darauf die Adventszeit für mich und die Kinder zu entspannen, weil eine entspannte Mama soviel mehr für die Kinder bedeutet als eine gestresste Mama, die unzählige Ladungen Plätzchen gebacken, das Haus wunderschön herausgeputzt, 1001 Geschenke und kleine Aufmerksamkeiten besorgt und täglich eine besondere Aktion mit den Kindern durchgeführt hat. Wir Menschen sind soziale Wesen mit vielfältigen Bedürfnissen, doch Plätzchen, Weihnachtsdeko und Co sind keine Bedürfnisse sondern ein Extra.

 

Gerade dieses Jahr mit seinen verringerten Sozialkontakten und damit auch weniger sozialen Verpflichtungen lädt uns deutlich dazu ein, intensiv die Beziehungen in der Familie zu pflegen anstatt von Verpflichtung zu Verpflichtung zu eilen. Wir werden nicht abgelenkt durch die Plätzchen-Forderungen diverser Weihnachtsfeiern und müssen nicht alle möglichen Personen auf dem Weihnachtsmarkt treffen. Stattdessen dürfen wir sehr bewusst auswählen, wen wir überhaupt treffen werden und wie wir diese Treffen gestalten wollen. Und wir haben weitaus mehr Zeit mit unserer Familie, die gestaltet werden will - warum sie nicht so gestalten, dass es für alle entspannend und zauberhaft ist?

 

Letztendlich wünschen wir uns allen eine besinnliche Zeit und wissen vielleicht gar nicht, dass besinnlich “so ruhig und entspannend, dass es psychisch wohltuend ist” (Oxford Dictionaries) meint. Dieses Jahr war ganz besonders anstrengend und so brauchen wir wohl alle ganz besonders dringend eine besinnliche im Sinne von nährende und wohltuende Zeit. Doch die Adventszeit und auch die Weihnachtszeit mit Kindern und den vielen Alltagsverpflichtungen wird auch dieses Jahr nicht von alleine besinnlich werden - wir können sie aber so gestalten.

 

Ein paar Ideen dazu:

  • Prioritäten setzen
  • Bei mir bleiben
  • Pausen einplanen
  • Mehr Zeit für wichtige Aktivitäten einplanen, so dass Druck und Stress nicht so stark werden
  • Für mehr Achtsamkeit bewusst weihnachtliche Atmosphäre für alle Sinne schaffen und intensiv genießen

Darüber haben ich auch in den Artikeln "Adventszeit genießen für Mamas – 5 Tipps gegen die vorweihnachtliche Überforderung" und "Völlig gestresst bis Weihnachten? - 5 Tipps für eine entspannte und zauberhafte Vorweihnachtszeit" geschrieben. Vermutlich hast du noch weitere Ideen für Entspannung und Besinnlichkeit in der Adventszeit - versuche sie doch dieses Jahr in die Tat umzusetzen und teile sie gerne in den Kommentaren mit mir und den anderen Lesern.

Wir reden hier nicht von jeden Tag Bilderbuchidylle von früh bis spät, wir reden hier von vielen liebevoll gestalteten kleinen Momenten, die in der Summe für dich und deine Familie einen Unterschied bringen dürfen. Sei es dir wert diese ganz bewusst und immer öfter zu gestalten, egal ob deine Adventszeit eigentlich schon ganz gut läuft, ob du gerade absolut gestresst und unzufrieden bist oder ob du so geschafft bist, dass du glaubst dafür keine Kraft zu haben. Jeder kleine Schritt darf deinen Alltag in dieser Zeit schöner machen!

 

Und damit wünsche ich dir von Herzen, dass du in dieser vielleicht grauen und definitiv schwierigen Zeit dieses Jahr Licht, Glücksmomente und Besinnlichkeit in deiner Adventszeit findest. Lass uns gemeinsam ein lebenswertes Familienleben für alle gestalten!

Deine


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