Also hab ich mir eine Auszeit verordnet: Gedanken sortiert, Gewohnheiten überdacht und verändert sowie alles ein wenig ruhiger gestaltet. Auf viele meiner Fragen und Problemfelder hab ich zwar keine abschließende Antwort gefunden, doch fühle ich mich wieder mehr bei mir, bei den Kindern und bei den Dingen, die mir wichtig sind. Daran will ich dich teilhaben lassen, vielleicht helfen meine Gedanken auch dir beim weiterkommen. Deshalb möchte ich den Juni hier im Blog mit einer Art Status-Quo-Bericht der derzeit in meinem Leben wichtigsten Themen sowie einer Frage an dich beginnen:
Leben mit Kindern: respektvoll und bedürfnisorientiert?
Momentan stecken wir noch mittendrin in diesem Veränderungsprozess. Wir sind weit gekommen und sehen täglich, dass dieser Weg für unsere Familie der Richtige ist: die Geschwister sind (meistens) unheimlich nah und unterstützend, jedes Familienmitglied hilft freiwillig mit (zumindest immer öfter ;-)), wir üben uns darin wertschätzend miteinander umzugehen und zu kommunizieren, ...
Es fühlt sich einfach näher und lebendiger an. Gleichzeitig habe ich noch nie soviel diskutiert und mich bemüht Verständnis aufzubringen. Trotzdem ist es oft nicht genug - dann tauchen alte, unwillkommene Verhaltensmuster auf und die Anforderungen übersteigen meine Kräfte. Dann hätte ich gerne die (aus Angst vor den Folgen) funktionierenden Kinder zurück, die das Leben im jeweiligen Moment viel einfacher machen. Aber wir können und wollen nicht zurück!
Familienalltag
Diese ganze Theorie des respektvollen und bedürfnisorientierten Umgangs miteinander sowie unser Verzicht auf den Kindergarten verändert letztendlich den gesamten Familienalltag. Schon eine Herausforderung an sich, haben wir dies in Verbindung mit den Ansprüchen unserer Umwelt (sowohl Menschen als auch Institutionen wie Arbeit und Schule) völlig unterschätzt.
Trotzdem versuchen wir soviel Selbstbestimmung (eine wichtige Säule im respektvollen Umgang miteinander) wie möglich zu leben. Ich bin überzeugt, dass es eigentlich ihr Recht sein sollte über ihre eigenen körperlichen Bedürfnisse (Schlafen, Essen, ...) selbst zu entscheiden. Auf der anderen Seite stehen nach herkömmlicher Denkweise unsere elterlichen Bedürfnisse (abendliche Entspannungszeit, ungestörte gemeinsame Mahlzeiten, ...) und Anforderungen von außen, z.B. morgens munter, satt, ohne Bewegungsdrang, ohne das Bedürfnis sich mit seinen Mitschülern zu unterhalten und ohne auf Toilette zu müssen in der Schule sitzen. Alles in Einklang zu bringen ist uns noch nicht gelungen.
Aktuell sind hier immer noch Schlafeszeiten ein wichtiges Thema. Doch auch die Frage ob und wie gemeinsame Mahlzeiten stattfinden können während gleichzeitig alle nach ihren Bedürfnissen essen, beschäftigt uns immer wieder. Genauso wie die 100 kleinen Situationen jeden Tag, in denen ich zwischen Selbstbestimmung, meinen Ansprüchen und Kräften sowie unserer Umwelt abwägen muss. Doch auch im Alltag sehen wir eine positive Veränderung: Wir kämpfen weniger gegeneinander, also Eltern gegen Kinder um die Einhaltung der Regeln. Stattdessen entscheiden wir mehr gemeinsam und stehen dann alle dahinter.
Allen Kindern gerecht werden
Wir haben 3 sehr unterschiedliche Kinderpersönlichkeiten und so ist der Anspruch allen gerecht zu werden, während ich größtenteils mit den Kindern alleine bin, eine schwierige Angelegenheit. Ich hatte immer ein sehr Aufmerksamkeits-intensives Bild von "allen gerecht werden" und hab es nie erreicht. Doch muss das überhaupt sein?
Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass genau gleich lange Aufmerksamkeit für alle Kinder fair und sinnvoll ist. Denn meine Räuber brauchen mich mal mehr und mal weniger und sie brauchen vor allem Unterschiedliches: mal intensives Zuhören, mal meine Hilfe, mal wildes Toben, mal ruhiges Kuscheln, oft das gemeinsame Umsetzen ihrer Ideen ... Das kann ich weder nach Zeit noch nach Intensität fair verteilen. Und das ist auch nicht nötig. Denn es gibt ja nicht nur mich, sondern auch noch den Papa und die Geschwister untereinander. Die Prinzessin hat auch sehr wichtige beste Freundinnen. Und so geht es vor allem darum, kein Kind aus den Augen zu verlieren, Möglichkeiten für intensiven Austausch zu schaffen und möglichst feinfühlig auf die aktuellen Bedürfnisse zu reagieren. Wenn ich das schaffe sind unsere gelegentlichen Exklusivzeiten das Sahnehäubchen aber nicht die tägliche Portion Aufmerksamkeit. Und so können auch wir Eltern sie tatsächlich genießen anstatt sie als weiteren stressigen Punkt der To-Do-Liste zu erledigen.
Schule
Wer sich zu diesem Thema weiter informieren möchte, der findet auf meinen Freilernseiten weitere Informationen. Ganz konkret lassen sich Freilerner über die Freilerner-Solidargemeinschaft unterstützen. Wir sind viele und werden immer mehr! Und wer nicht auf die geheimnisvolle Zauberlösung warten will, der schaut sich nach einer Freien Schule um oder beteiligt sich an einer der zahlreichen Gründungsinitiativen deutschlandweit - es beibt spannend.
Gesund leben, ökologisch und nachhaltig
Dieser Punkt kommt irgendwie wellenartig in mein Leben. Es ist mir unheimlich wichtig für eine gesunde Familienernährung zu sorgen und auf unsere eine, mittlerweile sehr ausgenutzte Umwelt gut acht zu geben. Doch bin ich im Vergleich zu vielen offline Alltagskontakten schon recht weit - darauf ruhe ich mich leider zu oft aus. Außerdem spielen da auch häufig Geld, Zeit und andere Faktoren hinein. Und so gehe ich immer mal 3 große Schritte vor um dann im Alltag nach und nach 3 kleinere Schritte zurück zu treten. Die schlechten Gewohnheiten schleichen sich ganz langsam wieder in unser Leben zurück. Irgendwann achte ich wieder darauf und bin erstaunt, wie weit wir doch vom Wege abgekommen sind.
Aktuell sind wieder die Schritte nach vorne dran: weniger Plastik und allgemein Müll, mehr nachhaltig produzierte Produkte und Lösungen sowie bei Kindern und Partner ein noch größeres Verständnis dafür schaffen. Das reicht für´s Erste um mich ordentlich zu beschäftigen.
Sowas wie Minimalismus?
Letztendlich wird es hier wohl nie minimalistisch übersichtlich oder perfekt aufgeräumt sein, weil genau dies nicht ich bin. Das erleichtert mir zwar in stressigen Zeiten das Leben, doch kann ich mich so einfach nicht ausleben. Ich bin ich kreativer, vielseitig interessierter Mensch und um dies auch auszuleben, brauche ich für die verschiedenen Tätigkeiten (wie Nähen, Kochen, Bloggen) einfach diverse Zubehörteile um mich herum. Und ich brauche meine Kinder um mich herum, welche ebenfalls unzählige "Zubehörteile" :-) benötigen.
Unser Haushalt
Meine aktuelle Lösung ist ein Haushalt light. Ich nutzte die Kraft der guten Routinen und unfreiwillige Wartezeiten um einen ausreichend sauberen und aufgeräumten Zustand zu erreichen. Perfekt dürfen gerne andere machen. Allerdings muss ich da noch einige Überzeugungsarbeit leisten und Absprachen treffen: Wünsche werden leider nicht immer erfüllt, Bedürfnissen wollen wir aber in der Familie weitestgehend erfüllen. Es bleibt ein Balance-Akt.
Und wo bleibe ich?
Herzlichst,
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