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Erlebt, Gespielt und gelernt im November 2020

Der November ist vorbei und da einige von euch sich wieder mehr Einblicke und Ideen aus unserem Familienleben gewünscht haben (Danke für eure Nachrichten, ich habe mich sehr gefreut), möchte ich euch heute einen kleinen Rückblick unseres Novembers zeigen.

 

Dieser November hatte einige Herausforderungen für uns alle und so war es keine leichte, lebensfrohe Zeit, wie ich sie eigentlich so liebe. Stattdessen haben wir uns mitunter sehr schwer getan auf unsere üblichen Aktivitäten zu verzichten. Außerdem wurden wir von sehr vielen Hausaufgaben und viel schulischem Lernen aber auch von einer hartnäckigen Erkältung geplagt. Trotzdem haben wir uns nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten und mit stetig leicht reizbarer Stimmung bemüht das Beste daraus zu machen und sind gerade an einem Punkt, an dem wir gut annehmen können, dass die dunkle Jahreszeit nun mit aller Kraft kommt, dass wir gerade einen weit kleineren Aktionsradius haben und dass wir nun eben vieles nicht ändern können. Was wir da so für uns entdeckt haben möchte ich dir gerne zeigen, weil es dir vielleicht ebenso geht.

Obwohl das Wetter nicht immer einladend war, haben wir diesen November wieder bewusst gegen das zuhause einkuscheln wollen angearbeitet und versucht, zumindest jeden Tag eine größere Runde zu gehen. An Schultagen gehe ich direkt nach der Schulwegbegleitung noch eine Runde durch eine Gartenanlage und manchmal auch bis zum Wald und der Kieler Förde, einfach eine Runde Natur tanken und Gedanken sortieren. Da ich weiß, dass wir es nachmittags nicht zuverlässig schaffen und die Kinder ja mit Schulweg und Hofpausen zumindest etwas draußen sind, darf ich da ganz an mich denken. Am Wochenende gehen wir zusammen raus oder genießen einen Spaziergang zu zweit, wenn die Räuberkinder lieber mit den Nachbarskindern toben wollen. Ich gebe gerne zu, dass wir uns oft nach draußen bemühen müssen (außer jemand hat eine spannende Idee), weil wir alle gerade im Murmeltier-Einkuschelmodus sind. Aber es tut jedes Mal so richtig gut:

Zum Glück haben die wilden kleineren Räuber zusammen mit unserer Nachbarstochter auch gerade wieder ihre Liebe für´s Inlineskaten, Skateboarden und für ein paar andere Draußen-Aktivitäten entdeckt. Es war ihnen zwischendurch draußen sehr langweilig geworden und sie hätten gerne fast ausschließlich drin gespielt - was bei sehr selbstbestimmten Kindern dann eben auch vorkommt und sich mit längeren Ausflügen auch von selbst relativiert. Aktuell haben wir allerdings bewusst ein wenig gegengesteuert um für genügend Bewegung sorgen zu können. Dass sie nun fast täglich freiwillig raus gehen finde ich ganz wunderbar und da gehe ich auch gerne gelegentlich mit zur Skate-Anlage.

Um ein wenig Abwechslung in unsere Woche zu bekommen haben wir anstelle von Ausflügen und anderen Aktivitäten einen wöchentlichen Familienfilmabend eingeführt und zelebrieren diesen mit diversen Snacks sehr gerne. Dazu veranstalten wir alle paar Tage einen Spieleabend und spielen eines unserer vielen Gesellschaftsspiele - am liebsten gerade "Andor Junior", "Carcassone" und "Zug um Zug" (alle drei absolute Empfehlungen).

Filmabend-Abendessen - hübsch eingefüllt ist es noch viel einladender
Filmabend-Abendessen - hübsch eingefüllt ist es noch viel einladender

Nachmittags basteln, malen und schreiben wir häufig zusammen oder die Kinder werkeln selbstständig: ich habe einen Teil unserer Bastelmaterialien nach einer "Vernachlässigungsphase" im Sommerhalbjahr neu sortiert und sie werden nun rege verwendet. Ein Lieblingsuntergrund ist gerade unser Whiteboard - die relativ große Maloberfläche und das wegwischen können machen es wohl einfach sehr attraktiv.

 

Außerdem habe ich selbst wieder mit dem Stricken angefangen, was mich nicht nur wunderbar entspannt (und einfacher für wenige Minuten zu verwirklichen ist als mein geliebtes Nähen) sondern auch eine gemütliche Werkel-Atmosphäre schafft. Zwei von drei Kindern haben sich ebenfalls daran versucht, aber die Geduld und die Kontrolle der Stricknadeln ist noch ausbaufähig. Generell bin ich aber wieder einmal davon begeistert, was für ein Geschenk kreatives Schaffen für uns alle ist: wir kommen zur Ruhe, können Ideen aber auch Erlebtes verarbeiten, der "Flow" schafft eine wunderbare Zufriedenheit und wir sind gemeinsam gut beschäftigt wodurch niemand gelangweilt Streit beginnt. Ich glaube die Kinder merken es auch, denn sie tendieren immer wieder zu kreativen Beschäftigungen.

 

(Wenn du mehr davon haben willst, dann schau dir doch einmal meine Artikel zum Kreativbereich und zu den kreativen Einladungen an, dort erkläre ich viele Grundlagen und zeige Ideen zu Basismaterialien.)

Selbstständig zusammengesuchte Bastelmaterialien im Einsatz
Selbstständig zusammengesuchte Bastelmaterialien im Einsatz

Auch gespielt wurde hier natürlich wieder sehr viel. Die Räuberkinder haben mehrmals am Wochenende vormittags stundenlang zu dritt Playmobil oder ausgedachte Rollenspiele gespielen, was wir Eltern natürlich sehr genießen. Es ist jedoch ein fragiles Gleichgewicht, weil alle gerade sehr dünnhäutig sind und so ist mindestens ein Elternteil die gesamte Zeit aufmerksam, ob sich der Umgangston verändert. Wir greifen gerade sehr früh ein, solange Meinungsverschiedenheiten möglichst noch nicht zu Streit eskaliert sind, und unterstützen die Räuberkinder darin friedliche Lösungen zu finden. Das hatte ich ein wenig aus dem Blick verloren und wir konnten deutlich beobachten, wie sich das Streitverhalten der Kinder hin zum Recht des Stärkeren oder geschickter Manipulierenden entwickelte - eine Entwicklung die ich nicht gut finde. Seitdem wir Eltern beide (mein Mann ist seit Wochen im Homeoffice und somit zumindest gelegentlich im Alltag präsent) deutlich früher bei Meinungsverschiedenheiten unterstützen, wächst das Verständnis der Kinder für die Geschwister wieder zusehens und sie spielen auch häufiger miteinander. Dieser intensive Begleiten der Geschwister kostet Kraft, aber er lohnt sich so sehr für uns.

 

Neben Playmobil und Rollenspielen (Höhle bauen, Zauberer, Schule, ...) wird nach wie vor sehr viel mit unseren Magnetbausteinen aber auch mit den Kapplas und anderen Holzbausteinen gebaut. Genauso wie das kreative Schaffen ist auch dieses kreative Spielen einfach eine wunderbare Möglichkeit in den Flow, in diese spielerische Leichtigkeit, zu kommen. Deshalb inspiriere ich auch dazu sehr gerne und so haben wir dauerhaft Baumaterialien und Zubehör in fast jedem Zimmer.

Weil wir momentan nicht so viel machen können wie sonst und auch unsere Nachmittagskontakte auf ein Minimum reduziert haben, sorge ich gerade wieder für verstärkt Inspiration: wir haben eine für uns neue Hörbuch-Serien entdeckt (Alea Aquarius - die 11-Jährige liebt sie und wir Eltern hören auch gerne mit, die Jungs nur halbherzig), haben wieder Pilze gezüchtet und geerntet und uns in der Bibliothek gleich mehrfach mit Lesestoff, Rätsel- und Suchbüchern sowie Gesellschaftsspielen zum ausprobieren ausgestattet. Dort haben wir auch ein spannendes Logik-Rätsel-Spiel gefunden: Circuit Maze von ThinkFun*. Wir besitzen bereits einige großartige Logikspiele eines anderen Anbieters, aber dieses fasziniert meine Jungs dadurch, dass es um den Stromkreislauf geht, ganz besonders.

Als weitere Inspiration haben wir auch ein paar neue Dinge gemeinsam ausprobiert, beispielsweise haben wir entspannende Duftknete (hauptsächlich Mehl, Speisestärke und Salz sowie Lebensmittelfarbe und ätherische Öle) hergestellt und ausgiebige verknetet. Eigentlich eine einfache Idee, aber wie Zauberei für die Kinder und das Kneten plus der Duft sind tatsächlich unheimlich entspannend.

Ich liebe neugierige Kinderfragen und gemeinsames Dinge herausfinden so sehr und bin traurig darüber, dass diese mit der Schule immer weniger und weniger werden. Aber es gab trotzdem ein paar spannende Fragen, die uns zu interessanten Videos aber auch immer wieder an unsere Materialien geführt haben. Beispielsweise die Frage "Wieviel ist eine Trilliarde?" und ein unheimlich interessiertes Erkunden des 1x1 unserer Noch-Nicht-1x1-Lernenden "Ist 5x3 genauso viel wie 3x5?" - so schön, wenn wir diesen Dinge mit großem Interesse anstatt mit schulischem Druck und Desinteresse begegnen können. Auch die Prinzessin hat plötzlich Spaß an Mathe (eigentlich einem ihrer Problemfächer), wenn wir zusammen Lösungswege am Whiteboard besprechen. Das ist ein unheimlich hilfreiches Wegzeug, um Gedenkengänge sichtbar zu machen, alternative Lösungswege zu suchen und ihr zu zeigen, dass Mathe eigentlich ein spannendes Rätsel anstatt eines abschreckenden Ungeheuers ist - der Spaß, den wir damit mittlerweile zusammen haben können lässt uns immer wieder so üben.

Neben den doch recht vielen schönen Dingen wurden wir insbesondere von einigen Hausaufgaben sehr geärgert - Buchstaben schreiben üben, Lesen üben und Englische Vokabeln und Grammatik sind gerade sehr viel und für die Kinder auch sehr langweilig. Ich sitze daneben, rede gut zu und unterstütze so gut es geht, aber ich kann und will es ihnen natürlich nicht abnehmen. Ich würde mir wünschen, dass uns diese Aufgaben mit der Zeit leichter fallen und dass die Kinder sie einfach strukturiert abarbeiten anstatt mit viel Energie dagegen zu rebellieren, aber daran arbeiten wir noch. Ich habe jedoch begonnen mir diese Zeit mit Tee und Strickzeug zu versüßen und konnte so immerhin meine innere Gegenwehr besänftigen (was durchaus auch einen sehr großen Effekt auf die Stimmung der Kinder hat). Und so sitze ich die tägliche Herausforderung einfach immer entspannter aus und erinnere immer wieder daran, dass alles nur halb so lange dauern würde, wenn derjenige konzentriert und effektiv arbeiten würde...

 

Und wenn ich unsere November-Fotos anschaue und einen Teil unserer Highlights und Aha-Momente hier so aufschreibe, so war der November doch eher bunt als grau und eher voller Leben als absolut beschwerlich. Meine Räuberkinder durch diese graue und eingeschränkte Zeit zu begleiten war nicht immer einfach und hat mich Kraft gekostet, doch auch ich durfte mir Gutes tun und besser für mich sorgen. Und so gehen wir weiterhin eng verbunden und mit viel Vorfreude auf einen Dezember voller Kerzenlicht und Weihnachtsstimmung aus diesem November.

 

Hab einen wundervollen Dezember!

Deine

 

 

PS: Wenn du Fragen zu unseren Ideen, weitere Anregungen oder etwas anderes auf dem Herzen hast, so schreibe mir doch gerne einen Kommentar oder eine persönliche Nachricht.


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