Wie mich ein heruntergefallenes Mittagessen wieder auf Kurs gebracht hat

Immer wieder wird an mich herangetragen, dass ich viel zu viel für meine Räuberkinder tun würde: Ich unterbreche meine Tätigkeit oder auch Gespräche, um ihnen zu helfen oder im Geschwisterstreit zu vermitteln. Ich flitze herbei, um wütende oder weinende Kinder im Arm zu halten anstatt sie lernen zu lassen, diese Emotionen alleine, notfalls in ihr Zimmer geschickt, zu bewältigen. Sie stehen tatsächlich täglich sehr viele Stunden im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit.

 

Vor ein paar Monaten bin ich schließlich ein wenig mürbe geworden und habe immer häufiger geantwortet "jetzt nicht, du musst das jetzt alleine machen". Schließlich meinten doch alle, ich solle mehr an mich denken. Ein Schlüsselerlebnis hat allerdings alles wieder verändert:

Vor ein paar Wochen hatte ich dann folgendes Erlebnis: ich hatte einen sehr schlechten Tag. Das heißt, ich war genervt und super empfindlich, so dass mir die Räuberkinder eigentlich nichts recht machen konnten (außer vielleicht in Ruhe lassen, doch das können sie nicht stundenlang). Und so hab ich gefühlt den ganzen Tag vor mich hin gemeckert, was natürlich der Laune aller Beteiligten nicht gut tat. Mittags wollte mir dann niemand beim Tischdecken helfen und als mir schließlich ein Teil unseres Mittagessens auf die Terrasse gefallen ist, saß ich da wie ein Häufchen Elend. Ein Häufchen Elend, dem niemand helfen wollten und zu dem niemand zu trösten kam, sie waren alle gerade beschäftigt.

 

Das fühlte sich definitiv nicht gut an. Und plötzlich hab ich meine Situation mit der meiner Kinder verglichen: oft hat auch irgendeiner gerade eine schwierige Phase, ist vielleicht müde oder leicht reizbar und gerät ständig in Konflikte mit den Geschwistern/Eltern/Mitmenschen. Normaler Weise bin ich dann besonders aufmerksam: spiele viel mit, vermittle in Streitsituationen bevor sie eskalieren, sorge für gemeinsame Kuschelzeit auf dem Sofa. Und wenn alles nichts hilft und einem aufgedrehten Kind beispielsweise der Becher umkippt, dann helfe ich (im Idealfall) ohne großes Theater schnell mit anstatt auf "Wiedergutmachung" und jeder behebt seine eigene Kleckerei zu bestehen. Darauf konnten sie bauen und so war am Ende alles nicht so schlimm.

 

Doch nun hatten sie ein paar Wochen lang etwas anderes erlebt: eine Mama, die eben nicht geholfen hat sondern darauf bestand, dass sie sich selbst helfen, warten oder für ihre Probleme alleine gerade stehen. Und genau das kam nun auf mich zurück und es fühlte sich nicht gut an! Ich fühlte mich eben nicht geliebt, aufgefangen und unterstützt in der Familie sondern alleingelassen und traurig.

 

So will ich mich aber nicht fühlen und so sollen sich meine Kinder auch nicht fühlen müssen! Und deshalb bin ich mir jetzt wieder unheimlich sicher darin, dass mein Bauchgefühl mir den richtigen Weg im Umgang mit den Räuberkindern gezeigt hat. Ich bemuttere und unterstütze wieder nach Herzenslust und es geht uns allen gut damit:

 

Vor zwei Tagen hab ich am Telefon erfahren, dass meine Oma im Krankenhaus ist. Besuchen kann ich sie aufgrund der Entfernung leider nicht und anderweitig unterstützen ebenfalls nicht. Das hat mich traurig gemacht. Die beiden Räuber wollten wissen, was los ist und ich habe es ihnen erzählt. Daraufhin wurde ich als erstes in den Arm genommen und getröstet. Und dann haben wir überlegt, ob wir der Oma nicht trotzdem eine Freude machen können. "Was ist die Lieblingsfarbe der Oma?" wollten sie noch kurz wissen und dann waren sie schon am Trostbilder malen. Genau so soll sich Familie anfühlen! Und das darf natürlich jeder für sich entscheiden aber ich werde mir nicht mehr hereinreden lassen, auch wenn ich offensichtlich gegen den Strom schwimme! Machst du mit?


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Kommentare: 3
  • #1

    juliaa (Dienstag, 27 Juni 2017 21:31)

    hallo, das spricht mir aus der seele!
    und es tut gut etwas zu lesen, was man selbst auch so empfindet- gerade wenn es oft als übertrieben oder ähnliches gesehen wird und dann manchmal die gedanken kommen, ob man nicht vielleicht wirklich ein bisschen verrückt ist ;)
    im alltag klappt das natürlich nicht immer, aber je öfter umso besser
    und mir hilft es immer wenn ich "erinnert" werde wie ich es mir tatsächlich vorstelle und wie ich es gern hätte, wenn mich der alltag übermannt und "schleißig" werden lässt.
    danke fürs erinnern ;)

  • #2

    Anne (Mittwoch, 28 Juni 2017 12:05)

    Jaaaaaaaaaaaaaa

  • #3

    Maria (Samstag, 01 Juli 2017 15:31)

    Danke ihr beiden!
    Irgendwann verstehen das sicherlich immer mehr Menschen und fragen sich dann, warum es vorher anders gelaufen ist. Zumindest hoffe ich darauf und schreibe deswegen darüber.
    Viele Grüße,
    Maria