Mein verspäteter Muttertagswunsch

Ups, meine Lieblingsschwester hat mich gerade auf eine Aktion aufmerksam gemacht, welche ich irgendwie übersehen habe. Es geht um Muttertagswünsche. Nicht um Herzchen von den Kindern und Frühstück ans Bett (welches ich übrigens heute genießen darf). Sondern um Mamawünsche die eher politischer Natur sind. Zur Aktion, allerdings etwas spät, geht es bei Mutterseelesonnig.

Und was wünsche ich mir nun? Wir leben derzeit wohl etwas exotisch mit 3 Kindern (2, 3 & 6 Jahre) zuhause statt in Kinderbetreuung. Somit könnten meine Wünsche auch etwas exotisch ausfallen, doch das ist Ansichtssache. Meine Wünsche sind:

 

Faire (auch finanzielle) Wertschätzung der Familienarbeit

Ich habe mich entschieden derzeit nicht zu arbeiten. Meine Kinder sind gefühlt noch recht klein und es fühlt sich momentan einfach richtig an, die Tage mit ihnen gemeinsam als Familie zu verbringen. Seitdem wir die Krippen- und KiTa-Verträge gekündigt haben (mehr dazu im Post "Wie ich zum Freilernen kam"), haben wir endlich wieder entspannt Zeit gehabt für die Dinge, die uns wirklich wichtig sind: unendlich viel freies und selbstbestimmtes Spielen -mal alleine, oft mit den Geschwistern, auch mal mit Mama oder Freunden/Nachbarskindern/Cousins; Kuscheln und Vorlesen auf dem Sofa oder morgens im Bett; unzählbar viele Kinderfragen beantworten; ausführliche Bibliotheksbesuche; regelmäßige Ausflüge in den Zoo; unseren Garten so richtig genießen sowie die Wälder, Wiesen und Strände in unserer Umgebung. 

 

Ich rechtfertige einen Lebensstil, den ich mir früher nicht vorstellen konnte. Doch gerade jetzt ist er absolut richtig für unsere Familie. Leider scheint sich die politische Idealvorstellung in eine andere Richtung zu entwickeln: Am Besten sollen die Kinder möglichst früh in die Krippe gehen und KiTa könnte man doch gleich verpflichtend machen - ist gut für die Kinder und die Mütter können Arbeiten. Doch was ist mit den Familien, die anders leben wollen? Meine Kinder wollen gerade nicht zurück, sie sind glücklich mit unserem intensiven Familienleben. Und ich finde es gut so, wunderschön, wahnsinnig anstrengend und eine tägliche Herausforderung. Und es ist harte Arbeit, oft sehr viele Stunden am Tag. Ich mache das meistens gerne, aber ich würde mir mehr Anerkennung dafür wünschen!

 

Wie geht Anerkennung? Zum einen finde ich den absoluten politischen Fokus auf Krippen- und KiTa-Betreuung schwierig. Die Mehrheit will oder muss so leben und natürlich braucht dies staatliche Unterstützung. Und ich kritisiere das nicht sondern finde es gut, dass der Staat das Betreuungssystem unterstützt. Aber muss die anders lebende Minderheit unbedingt überzeugt  werden? Kann nicht auch mal jemand sagen, dass alle Mamas, die sich zuhause intensiv um ihre Kinder kümmern, einen tollen Job machen? Genauso wie der Lebensstil mit Kinderbetreuung gewissermaßen selbstgewählt ist, so ist mein Weg auch selbst gewählt. Und trotzdem will ich nicht bei jeder kleinsten Beschwerde meinerseits hören, dass ich die Kinder doch in die KiTa stecken könnte. Ich will einfach nur Anerkennung!

 

Und Anerkennung hat auch einen finanziellen Aspekt. Ich weiß, dass das Betreuungsgeld beispielsweise extrem umstritten war. Doch uns helfen die monatlichen 150 Euro. Und wenn ich mir täglich etwas für die Kinder ausdenke und sie keinen der knappen und größtenteils staatlich finanzierten Krippenplätze in Anspruch nehmen, dann finde ich das Betreuungsgeld irgendwie fair. Ein weiterer Punkt sind die Steuerklassen, welche man nur gut aufteilen darf wenn man verheiratet ist. Sind wir eine weniger wertvolle Familie nur weil wir Eltern (bisher?) nicht verheiratet sind? Reicht es nicht, dass wir liebevolle Eltern sind? Der dritte Punkt ist die Rente - ist meine Familienarbeit für die Gesellschaft weniger wertvoll als eine Erwerbsarbeit? Klar, ich könnte jetzt Steuern und in die Rentenkasse zahlen. Dann hätte ich vielleicht aber nur ein Kind. So erziehen wir 3 spätere Steuer-und Rentenkassenzahler.

 

Wahlfreiheit in Bildungsfragen: Freilernen als legale Möglichkeit

Schon die Entscheidung gegen Krippe und KiTa scheint politisches Gewicht zu haben. Aber wenn man diesen Lebensstil und die Gründe dafür weiterdenkt, dann ist der Wunsch nach Freilernen oder Homeschooling (wie in unendlichen vielen Ländern erlaubt und zum Teil gefördert, siehe dazu mein Post "Vorteile des Freilernens") für mich naheliegend. Bisher ist es leider so, dass die wenigen deutschen Familien entweder eine stillschweigende Einigung mit den Behörden aushandeln oder kläglich vor Gericht scheitern und damit ihr Sorgerecht für die Kinder gefährden oder einfach Auswandern. Ich wünsche mir eine Legalisierung dieses Lebensstils, welcher für weltweit immer mehr Familien eine glückliche Alternative zum Schulbesuch darstellt.

 

Warum mir das so wichtig ist? Ich glaube, dieser wunderbar freie und kindgerechte Lebensstil ist besonders dann lebenswert, wenn es eine Gemeinschaft gibt. Wenn sich die Kinder tagsüber und auf freiwilliger Basis zum Spielen und Experimentieren, Lesen und Lernen treffen können anstatt immer nur auf sich gestellt zu sein. Wenn sich Gemeinschaften bilden, die den Kindern Kontakte eröffnen (z.B. Wer kennt einen kinderlieben Historiker für die Fragen meiner Tochter?). Wenn Museen und Sportvereine auch zu Schulzeiten zu Begegnungsstätten werden. Wenn man sein Leben nicht vor 100% jedem Mitmenschen rechtfertigen muss weil sich alle ähnlich Interessierten verstecken oder schon ausgewandert sind.

 

Ihr seht, ich habe einen großen Traum :-) Und wer davon noch nicht gehört hat, mehr darüber wissen oder mit mir die Vor- und Nachteile diskutieren will (auch wenn der Kritik-und-Gegenargumente-Post noch nicht ganz fertig ist), den lade ich nochmals herzlich ein, meine kleine Post-Reihe zum Thema zu lesen - ich würde mich darüber sehr freuen.

 

Weitere Wünsche

  • bezahlbarer Wohnraum für Familien, besonders wenn man mehr Platz braucht als die klassische 2-Kind-Familie (auch 3 Kinder wünschen sich irgendwann eigene Zimmer)
  • mehr Natur um uns herum: Parks, Gärten und ähnliches dürfen keinen Bauvorhaben geopfert werden - besonders im Interesse der Kinder
  • eine Lösung zur Haftpflichtproblematik der Hebammen - wir haben hier 3 Geburtshauskinder aber genau dieses Geburtshaus musste wegen zu wenig Hebammennachwuchs schließen
  • ... und je länger ich nachdenke, desto mehr Wünsche fallen mir ein aber die Masse lässt die wichtigsten vielleicht untergehen...

Es bleibt nur ein vielen Dank für diese tolle Aktion!

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