Ich möchte ein Ja-Sager werden

"Mama, dürfen wir draußen mit Wasser spielen?" - "Nein, es ist viel zu kalt."

"Mama, kannst du uns die großen Kissen runtergeben?" - "Nein mein Schatz, wir haben gerade erst aufgeräumt und wollen gleich los."

"Mama, baust du mit mir ein LEGO-Haus?" - "Nein, ich muss noch saugen."

"Mama, darf ich ein Eis?" - "Nein, du sollst nicht soviel Süßes essen und wir haben Winter."

 

Kommt euch das bekannt vor? Und macht es uns oder unsere Kinder glücklicher? Trägt es zu einem positiven Familienklima bei? Nein, ich glaube nicht. Klar, oft genug geht es nicht anders. Aber wenn man mal darauf achtet, entdeckt man einen ganz besonderen Zauber: das Wörtchen "Ja" und zufriedene Kinder.

Natürlich hat jedes "Nein" Gründe. Manche sind absolut notwendig. Doch viele beruhen auf meiner Einschätzung der jeweiligen Situation. Das Kind schätzt die Situation anders ein, sonst würde es ja nicht fragen.

 

Will ich nun vermitteln, dass meine Weltsicht immer die Richtige ist. Das Unterordnen im Leben zählt? 

 

Und ganz ehrlich, schon das "Dürfen wir..." statt einfach machen war ein langer Weg. Will ich das kaputt machen indem ich fast immer "Nein" sage?

Letztendlich ist es oft einfacher "Nein" zu sagen als überhaupt nachzudenken (bitte sagt nicht, dass es nur mir so geht!). Oft hab ich auch einfach keine Lust, danach aufzuräumen oder etwas anders auszuprobieren. Oder keine Kraft, neue Möglichkeiten auszuprobieren und vom gewohnten Weg abzuweichen. Doch all das sind keine gute Gründe für ein ständiges "Nein" auf die Kinderfragen.

Deshalb meine neue Strategie: Soviel "Ja" wie möglich.

 

Bei einigen "Nein" wird es bleiben. Ich will z.B. nicht bei jedem Einkauf eine weitere Zeitschrift pro Kind kaufen und gewisse Grenzen werden wir definitiv beibehalten. Einfach weil wir Eltern auch so unsere Grenzen haben. Aber ich will viel öfter "Ja" sagen zu den Ideen der Kinder, zu Aktivitäten, Spielen und Verrücktheiten.

Dann sollen sie eben Erde aus den winterlichen Blumentöpfen zum Spielen nehmen. Oder Schnee essen. Oder im Winter draußen mit Wasser spielen bzw knietief im Schneenzug in die Ostsee hüpfen. Wir haben genügend Regensachen und wer durchgefroren reinkommt, bekommt einen warmen Kakao. Auch wenn uns auf kurzen Wegen ohne Regensachen eine Pfütze begegnet, dürfen sie nach Herzenslust darin herumhüpfen. Es trocknet doch alles wieder.

Und bei anderen Ideen gilt: dann schaffen wir eben nicht das Tagesprogramm an Aufräumen/Putzen/Dinge erledigen, weil wir lieber auf dem Boden liegen und mit LEGO bauen oder eine zusätzliche Pinselmalaktion veranstalten. Dann gibt es eben täglich Naschi aber nur für die Kinder, die vorher brav ihr Mittag gegessen haben. Und wer vorher draußen war, darf auch gerne ein Filmchen gucken.

Manchmal fällt mir das Ganze noch sehr schwer. Zu ausgetreten sind die alten Pfade im Hirn. Und zu oft denke ich, dass die Dinge doch so, wie ich sie seit Kindheit gewöhnt sind, gut und für alle am besten laufen. Aber seitdem ich bewusst am "Ja"-Sagen arbeite, klappt es zunehmend besser. Und ich hab auch schon den ein oder anderen Aha-Effekt erlebt. Meine Kinder im übrigen auch :-)

 

Was meinst du? Könnte etwas mehr "Ja" auch bei dir hilfreich sein oder macht das den Alltag nur unnötig kompliziert?

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